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„Nicht wahr, Sie halten mich jetzt für so eine Art Blaustrumpf, für eine Frau, die alles Weibliche abgelegt, von sich geschoben hat – als Ballast. Würden Sie meine Vergangenheit kennen, dürften Sie milder urteilen. Man vergräbt sich nicht mit einundzwanzig Jahren in die Wildnis, man lebt hier nicht fünf volle Jahre unter so seltsamen Verhältnissen, wenn nicht Gründe dazu vorliegen, die ein solches abwegiges Verhalten hoch über den Verdacht abenteuerlicher Laune hinausheben. Als ich die Einsamkeit aufsuchte, Mr. Abelsen, war ich eine verbitterte, schwer enttäuschte Frau. Vielleicht gleicht mein Schicksal ganz entfernt dem der Lady Jane Cordy, die dort im Norden in der Nubischen Wüste unter den Bischarin haust. – Sie sehen, ich habe den Kontakt mit der Außenwelt nicht verloren. Nein, ich bin sogar über alle Vorgänge sowohl hier in der Nähe als auch in den anderen Ländern sehr gut unterrichtet. Ich habe meine Sendboten, die mich nicht nur mit allen den Bedürfnissen einer etwas anspruchsvolleren Daseinsführung, sondern auch mit Zeitungen regelmäßig versorgen. Ich kenne alle Gerüchte, die über diesen Ort hier im Umlauf sind – Gerüchte, denn bisher wußte niemand etwas Bestimmtes. Die Wollo-Galla halten treu zu mir, ohne mich je gesehen zu haben. Ich schließe mich nicht in jene Grottenwelt ein …“ – sie deutete auf den gewaltigen Berg – „– ich schaffe mir Bewegung und Ablenkung, ich studiere das Leben der

Empfohlene Zitierweise:
Max Schraut: Die Herrin der Unterwelt. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1930, Seite 119. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Herrin_der_Unterwelt.pdf/120&oldid=- (Version vom 31.7.2018)