Seite:Die Herrin der Unterwelt.pdf/153

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

die doch nur durch mich und die Doko im Zaume gehalten werden, dürfte der Hunger sehr bald rebellisch machen. Und die Tiere niederzuschießen, – nein, niemals! Es muß ein anderer Ausweg gefunden werden. Schlimmsten Falles werde ich Gabara …“ – sie zögerte merklich – „etwas von dem opfern, was ich hier … bewache …“

Ich blickte sie forschend an.

„Mithin sind hier doch … Schätze vorhanden, Lylian?“ fragte ich gespannt.

Sie nickte schwach. „Mehr Schätze, als Sie ahnen, mein Freund … Ich möchte hierüber nicht weiter sprechen, mich bindet ein … Schwur – oder ein Handschlag …“

Sie deutete auf einen Doko, der ihr gerade gegenüber saß und als einziger ein Leopardenfell trug – als losen Umhang, vorn durch zwei Silberspangen zusammen gehalten.

„Das ist der Häuptling Patumengi, Abelsen. Er ist so alt, daß er seine Jahre nicht mehr zählen kann, aber sein Geist und sein Körper sind frisch geblieben. Ihm versprach ich einst zu schweigen …“

Der Doko, unter dessen buntem Staubwedel fast weißes Wollhaar schimmerte, sagte mit einer schrillen, harten Stimme in gebrochenem Englisch:

„Es ist so, Mr. Abelsen … Die Herrin gelobte es mir, und ich gelobte es dem Kaiser Theodorus, der sich erschoß, als die Engländer die Stadt Magdala erstürmten und das Reich Äthiopien eine

Empfohlene Zitierweise:
Max Schraut: Die Herrin der Unterwelt. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1930, Seite 152. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Herrin_der_Unterwelt.pdf/153&oldid=- (Version vom 31.7.2018)