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einen steilen Berg emporstreckte, vielleicht noch mehr Geheimnisse enthalten könnte als nur die Riesenherde gehorsamer[1] Mantelpaviane.

Konnte es Schöneres geben als diese mondhelle Nacht hier in der Grenzsteppe eines Landes, das durch seine klare, gesunde Luft berühmt geworden ist und dessen schneebedeckte Berghäupter der Nähe des Äquators zu spotten scheint.

Ich hatte jetzt eine andere, mehr südliche Richtung gewählt, ich wollte die südlichste Grenze des Waldes erreichen und von dort die Berglehne erklettern. Ich war nicht müde, das Feuer frischen Betätigungsdranges rann mir durch die Adern, – ich habe nie viel Schlaf gebraucht, die Nacht hat stets meine Sinne geschärft, und das große, starke Bewußtsein, auf mich selbst gestellt zu sein, machte mich froh und meine Glieder leicht und beschwingte meine Bewegungen.

Um mich her das mir so vertraute Nachtbild dieser Steppen, deren Tierreichtum stärker ist, als der Uneingeweihte es ahnt. Was mir auffiel, war die Menge von Hyänen, die jetzt nach Mitternacht durch das hohe Gras schlichen. – Wie in Australien einst das Kaninchen Landplage wurde, so ist noch heute in Abessinien die Hyäne das bestgehaßte Tier. Die zahllosen Schlupfwinkel, die das Gelände diesen Aasfressern und feigen Räubern bietet, die dünne Besiedlung des Landes (etwa 14 Bewohner auf ein Quadratkilometer, mithin für die Grenzländer

  1. Vorlage: geyorsamer
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Max Schraut: Die Herrin der Unterwelt. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1930, Seite 35. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Herrin_der_Unterwelt.pdf/36&oldid=- (Version vom 31.7.2018)