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Unwetter herrschen, der Wind fegte in unregelmäßigen Stößen über die Grassteppe, zuweilen war es eiskalt, dann folgte wieder eine Welle heißer Luft, – es war jener gefährliche krasse Wechsel zwischen warm und kalt, der die Abessinier zwingt, diese kritischen Stunden in ihren Hütten zuzubringen.

Mit dem Glase sah ich genau die heute sehr hell brennenden Feuer der Wollo-Galla, im ganzen zehn. Es mußten Holzstöße sein, die man angezündet hatte. – Als ich dies dem Doktor mitteilte, schien er dadurch stark beunruhigt zu werden.

„Beeilen wir uns, Olaf … Die Riesenfeuer müssen doch ihren besonderen Grund haben …“ – und er trieb sein Dromedar an und sauste davon, als ob er mit mir ein Wettrennen veranstalten wollte. Er war ein tadelloser Reiter, er hatte jenen gebückten Sitz im Sattel, wie er den Beduinen eigentümlich ist.

Die Steppe war heute auffallend leer von Wild. Niemals wird es einem Forscher gelingen, dieses seltsame Rätsel zu lösen, das mit dem jähen Verschwinden der Tiere der Wildnis aus bestimmten Gegenden und für bestimmte Zeit zusammenhängt. Während der zwei Monate, die ich mit Sir Forrester den Ostteil Britisch-Ostafrikas durchquert hatte, war uns diese Erscheinung wiederholt aufgestoßen. Am Abend sahen wir die Steppe noch von Gazellenrudeln, Giraffen, Hartebeesten und Nashörnern belebt, – am Morgen war sie leer –

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Max Schraut: Die Herrin der Unterwelt. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1930, Seite 64. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Herrin_der_Unterwelt.pdf/65&oldid=- (Version vom 31.7.2018)