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Messer genügten, das Untier zu lähmen, das Rückgrat war verletzt, nur noch das Kopfende sauste wie toll hin und her, – dann mußte das Ichneumon noch tiefer zugepackt haben, das Genick war zerbissen, die Riesenschlange zuckte noch, und ihr kleiner Gegner flitzte eilends davon.

Riesenschlange?!

Ja!

In den Schulbüchern von anno dazumal wurden wir Jungens dahin belehrt, daß es nur zwei Arten Riesenschlangen gebe, die Boa Konstriktor oder Abgottschlange, in Südamerika heimisch, und die Anakonda, die auch im Wasser lebt, ebendort zu Hause, beide nicht giftig, beide bis zu 8–10 Meter lang, beide mit starken Zähnen und zwei hornartigen Klauen in der Nähe des Afters.

Unsere Schulbücher sind inzwischen hoffentlich ergänzt worden. Es gibt weit mehr Arten Riesenschlangen, so in Indien, an der Westküste Afrikas und in Abessinien. Die wissenschaftlichen Namen dieser Ungetüme weiß ich nicht. Im übrigen finde ich es auch stets lächerlich, wenn in sogenannten „Reiseschilderungen“ und Reiseromanen der Verfasser mit Bezeichnungen (womöglich noch unten mit *) als Randbemerkung) prunkt und den Anschein strengster Gelehrtheit[1] zu erwecken sucht.

Gabara hatte mir von Riesenschlangen erzählt, Vincent desgleichen. Dieser betonte, daß er freilich in Abessinien noch keine einzige lebend zu Gesicht

  1. Vorlage: Gelahrtheit
Empfohlene Zitierweise:
Max Schraut: Die Herrin der Unterwelt. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1930, Seite 70. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Herrin_der_Unterwelt.pdf/71&oldid=- (Version vom 31.7.2018)