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suchte den Fundort der Leiche und die weitere Umgebung mit größter Sorgfalt ab.“

Sein Gesicht hatte sich in Erinnerung an jene Stunden im stillen Walde immer mehr belebt. Er trank schnell einen Schluck Kaffee, nahm eine frische Zigarette und fuhr fort:

„Suchen und Suchen ist ein Unterschied. Die Polizei hatte sich in den Gedanken verrannt, es läge Mord vor, Raubmord. Die Taschen des Toten waren leer. Nichts deutete auf seine Persönlichkeit hin. Andrerseits stand in den Zeitungen zu lesen, daß der Mörder zweifellos an Ort und Stelle Versuche gemacht hatte, die Blutung zu stillen. Man fand an der Wunde Fäserchen von Mullbinden. Bitte, beachte: Mullbinden! Dies hatte mir zu denken gegeben.“

Er schaute mich forschend an. Ich erklärte dann auch:

„Ein Mörder, der Mullbinden bei sich führt, ist ein Unikum, es sei denn, der Täter wäre Arzt gewesen.“

„Ganz recht: Arzt!! Darauf kommt es an. – Ich suchte also. Ich fand dreihundert Meter vom Tatort entfernt – der Mord ist bestimmt an jener Stelle verübt worden, dafür sprachen die Blutmengen im Waldboden – unter einem flachen großen Stein eine Anzahl Mullbinden, die braunschwarz verfärbt, hart und somit blutdurchtränkt gewesen waren. Sie liegen dort im Tresor. Durch diese Entdeckung angespornt, habe ich …“

„Verzeihe“, unterbrach ich ihn, „waren es sehr viel Mullbinden?“

„Ja“, erwiderte er mit eigentümlichem Glanz in den Augen. „Es waren sechs lange Binden, und diese lassen nur die Schlußfolgerung zu, daß ein Arzt sich

Empfohlene Zitierweise:
Max Schraut: Die Kaschemme Mutter Binks. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1933, Seite 14. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Kaschemme_Mutter_Binks.pdf/14&oldid=- (Version vom 31.7.2018)