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Zurückgezogenheit gelebt hat, stellt man sich gemeinhin anders vor.

Wer nach Schluß der Polizeistunde noch bei ihr vorsprechen wollte, benutzte den zweiten Eingang über den Hof. Das Haus gehörte Frau Theodora Bink, es war uralt, über der Einfahrt war ein Granitstein mit der Jahreszahl 1745 eingefügt, und dieses ehemalige Patrizierhaus aus Friedrichs des Großen Jugendtagen zeigte auch im Innern den Hang der damaligen Zeit für Wendeltreppen, Winkelchen, Eckchen, enge Flure und dann wieder eine protzige Raumverschwendung einzelner Vorderräume.

Harst wußte hier bereits überraschend gut Bescheid, ein Beweis, daß er nachts zumindest schon einmal und zwar in derselben Maske wie heute die Kaschemme besucht haben mußte. Er wurde ohne weiteres von dem Türhüter, der uns auch das Tor der Einfahrt geöffnet hatte, durch einen langen Flur an Küche und Küchendünsten vorüber zum „Allerheiligsten“ geführt. Das war „das“ Vereinszimmer der Kaschemme. Zur Zeit war es leer.

„Sagen Sie Mutter Bink“, befahl Harald dem trinkgeldfreudigen Manne in gebrochenem Deutsch, „daß ich sie erwarte … Hull ist mein Name.“

Hull?! – Nun wurde mir auch klar, weshalb mein Freund gerade die Maske mit dem kurzen, dicken blonden, den Mund verdeckenden Schnurrbart gewählt hatte. Er besaß einen Paß auf den Namen eines Engländers Percy Hull, Agent, London. – Ein Agent kann alles Mögliche sein.

Frau Bink trat ein. Ich sah sie zum ersten Mal, und mein Erstaunen über ihre stattliche, vornehme Erscheinung steigerte sich noch, als sie zu sprechen begann.

Empfohlene Zitierweise:
Max Schraut: Die Kaschemme Mutter Binks. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1933, Seite 19. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Kaschemme_Mutter_Binks.pdf/19&oldid=- (Version vom 31.7.2018)