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und die dazu gehörige Rechtschreibung war durchaus eigenartig, – vergleiche die Adresse.

Der Inhalt dieser denkwürdigen Urkunde lautete:

     Geehrter Herr Harst,
ich bin nur bloß ein einfacher Mann, der noch nie nich mit die Juhstihz zu tun gehabt hat. Aber daß ich so stillschweihgehnd zusehen soll, wie so Meerder frei rumlaufen, das geht nich. Gehen Sie heute abend noch nach[1] die Pücklerstraße 16 oben leeres Dachahtehljeh, und Sie werden Ihr blauhes Wunder erleben. Ich bitte Ihnen höflichst darum. –
Herr Ungenannt.     

„Dachahtehljeh“ für Dachatelier empfehle ich den Bearbeitern des Entwurfs für eine neue volkstümliche Rechtschreibung zur freundlichen Beachtung.

Harst warf den Brief nach kurzer Durchsicht auf den Tisch zurück. „Witzbold!!“, sagte er nur.

Nachdem ich den Bittbrief studiert hatte, raffte ich all meine ererbten und angelernten Fähigkeiten zusammen und sprach die gewichtigen Worte: „Lieber Harald, dreierlei ist an diesem Schreiben bemerkenswert. Erstens. Die Handschrift ist verstellt …!“

„Was du nicht sagst!! Das hätte auch der kluge Elefant Jumbo aus dem Zoologischen Garten trotz seiner Schweinsäuglein gesehen!!“

Ich ließ mich nicht stören. Harst meinte es nicht so arg.

„Zweitens also: Der Daumenabdruck in dem Stearin rührt von einem Mädchen her“, erklärte ich feierlich.

„Indirekt ja“, nickte er.

„Indirekt?! Wie verstehst du das?!“

  1. Vorlage: nach nach (Wort doppelt)
Empfohlene Zitierweise:
Max Schraut: Die Kaschemme Mutter Binks. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1933, Seite 8. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Kaschemme_Mutter_Binks.pdf/8&oldid=- (Version vom 31.7.2018)