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Walther Kabel: Die Katastrophe von Para-Dschala (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Band 5)

offenbar sehr gut organisierten Widerstand gegen den Bahnbau gesteckt hatte, ist nie herausgekommen, obwohl nach dem Bericht des damaligen Generalgouverneurs von Indien, Earl Dalhousies, nicht weniger als dreiundvierzig Eingeborene allein wegen der Mordanschläge, die sie auf die Ingenieure verübt hatten, gehängt wurden, nachdem man ihnen vergeblich durch das Versprechen gänzlicher Begnadigung ein Geständnis abzulocken versucht hatte.

Schon zu jener Zeit gab es eben wie noch heute in Indien eine große Anzahl von Geheimgesellschaften, die lediglich das Ziel verfolgten, ihre Heimat von den fremden Eindringlingen zu säubern. Und Mitglieder einer solchen Vereinigung waren es auch zweifellos, die der Ostindischen Kompanie das Anlegen dieses ersten Schienenweges nach Möglichkeit zu erschweren wußten und auf deren Konto auch die furchtbare Katastrophe von Para-Dschala zu setzen ist.

Ein Jahr später wurde trotz dieser schlechten Erfahrungen der Bau einer zweiten Eisenbahnlinie von Bombay nach Manmad beschlossen. Im Mai 1854 hatten die Ingenieure die neue Strecke vermessen und abgesteckt, eine Aufgabe, deren Lösung wiederum nicht ohne allerlei unliebsame Zwischenfälle vonstatten ging. Dann begann die eigentliche Bauausführung. Das schwierigste Geländehindernis bot das Sinpangebirge, das man nicht umgehen, sondern durchschneiden mußte. Zu diesem Zweck war es nötig, den Para-Dschala, den heiligen Berg, einen schlanken Bergkegel, auf dem sich ein uralter Hindutempel befand, zum Teil wegzusprengen.

Im Herbst 1855 hatte man die Arbeit so weit gefördert, daß die ersten Sprenglöcher in das Gestein des Para-Dschala getrieben werden konnten. Wir folgen bei der weiteren Schilderung der Ereignisse einem 1885 in London erschienenen Buche des englischen Ingenieurs Thomas Marling, eines der wenigen Überlebenden der Para-Dschala-Katastrophe.

„Vom 14. November 1855 ab verging keine Woche, in der wir nicht ein paar Mann durch heimtückische Kugeln verloren hätten. Wir lebten wie im Kriege, nur daß wir von unseren Gegnern höchst selten etwas zu sehen bekamen. Die wildzerklüftete

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Walther Kabel: Die Katastrophe von Para-Dschala (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Band 5). Union Deutsche Verlagsgesellschaft, Stuttgart, Berlin, Leipzig 1914, Seite 217. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Katastrophe_von_Para-Dschala.pdf/3&oldid=- (Version vom 31.7.2018)