Seite:Die Lesung derer Romans, als ein sehr bedenkliches Mittel seine Schreibart zu verbessern.djvu/4

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grauen Alterthume sind sie schon bekannt gewesen, und ihren Ursprung muß man in Asien suchen, wie denn die Morgenländer sehr geneigt sind, solche Erdichtungen zu machen. Einige aber leiten so gar ihren Ursprung aus der Bibel, und wollen das Buch Tobia und Judith zu Romanen machen, woraus man lernen sollte, wie das Gute belohnt, und das Böse bestraft würde. Ja es giebt solche unverschämte Bösewichter, welche auch die Canonischen Bücher antasten, und das Hohelied Salomonis, wie auch das Buch Hiob zu den Romanen zählen. Doch was für eine Verwegenheit! was für eine Gotteslästerung! welch eine Bosheit ist es nicht, zu glauben, und dieses nicht allein, ja so gar zu behaupten, daß man in die heilige Schrift, in welcher alle Lehren und Gründe unsrer Religion, ja auch unsre zeitliche und ewige Glückseligkeit enthalten ist, sollte erdichtete Schriften oder vielmehr Romanen einverleibet haben, geschweige denn, da alle beyde Bücher nicht die geringste Aehnlichkeit eines Romans in sich fassen. Jedoch Homerus beyde Werke sind hieher zu rechnen: denn seine Helden, Achilles und Ulysses, sind zwar in der Welt gewesen, und sie haben auch einiges, was in diesen Büchern enthalten, in die Erfüllung gebracht; doch, um seiner Dichtkunst ein prächtiges Ansehn zu geben, so machte er, wie Maro bey seinem Aeneas, viele Zusätze. Es sind auch noch viele Erzählungen vorhanden, die von dem Moder der Zeit noch aufbehalten worden; z. E. die, von welcher ein ansehnlicher Ritter-Orden zu Wien seinen Namen führet.