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Gottfried Keller: Die Leute von Seldwyla, 2. vermehrte Auflage

sich sogleich auf, ein solches zu kaufen, und durchstreiften einträchtig die Stadt. Als sie gefunden, was sie suchten, riethen sie einander, da es ein warmer Tag war, in ein Schenkhaus zu gehen und sich allda zu erfrischen und zu sammeln. Vergnügt tranken sie mehrere Kännchen und aßen Nüsse, Brod, Würstchen, bis John plötzlich sagte, er hätte jetzt den Anfang der Geschichte erfunden und wolle stracks nach Hause laufen, um ihn aufzuschreiben, damit er ihn nicht wieder verliere. „So lauf’ nur schnell, sagte der Alte, ich will unterdessen hier die Fortsetzung erfinden, ich merke, daß sie mir schon auf dem Weg ist!“

John eilte wirklich mit dem Buch Papier nach jenem Zimmer und schrieb:

„Es war im Jahr 17.., als es ein gesegnetes Jahr war. Der Eimer Wein kostete 7 Gulden, der Eimer Apfelmost 1/2 Gulden und die Maß Kirschbranntwein 4 Batzen. Ein zweipfündiges Weißbrod 1 Batzen, ein ditto Roggenbrod 1/2 Batzen und ein Sack Erdäpfel 8 Batzen. Auch war das Heu gut gerathen und der Scheffel Haber kostete 2 Gulden. Auch waren die Erbsen und die Bohnen gut gerathen, und der Flachs und Hanf waren nicht gut gerathen, dagegen wieder die Oelfrüchte und der Talg oder Unschlitt, so daß Alles in Allem die merkwürdige

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Gottfried Keller: Die Leute von Seldwyla, 2. vermehrte Auflage. Göschen, Stuttgart 1874, Seite 114. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Leute_von_Seldwyla_3-4.pdf/122&oldid=- (Version vom 31.7.2018)