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Gottfried Keller: Die Leute von Seldwyla, 2. vermehrte Auflage

Sachlage stattfand, daß die bürgerliche Gesellschaft gut genährt und getränkt, nothdürftig gekleidet und wiederum wohl beleuchtet war. So ging das Jahr ohne weiteres zu Ende, wo nun Jedermann mit Recht neugierig war zu erleben, wie sich das neue Jahr anlassen würde. Der Winter bezeigte sich als ein gehöriger und regelrechter Winter, kalt und klar; eine warme Schneedecke lag auf den Feldern und schützte die junge Saat. Aber dennoch ereignete sich zuletzt etwas Seltsames. Es schneite, thaute und fror wieder während des Monats Hornung in so häufigem Wechsel, daß nicht nur viele Menschen krank wurden, sondern auch eine solche Menge Eiszapfen entstand, daß das ganze Land aussah wie ein großes Glasmagazin und Jedermann ein kleines Brett auf dem Kopfe trug, um von den fallenden Spitzen nicht angestochen zu werden. Im Uebrigen behaupteten sich die Preise der Lebensmittel noch immer, wie oben bemerkt und schwankten endlich einem merkwürdigen Frühling entgegen.“

Hier kam der kleine Alte eifrig hergerannt, nahm den Bogen an sich, und ohne das bisher Geschriebene zu lesen oder etwas zu sagen, schrieb er weiter:

„Nun kam Er und hieß Adam Litumlei. Er verstand keinen Spaß und war geboren Anno 17... Er kam daher gestürmt wie ein Frühlingswetter.

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Gottfried Keller: Die Leute von Seldwyla, 2. vermehrte Auflage. Göschen, Stuttgart 1874, Seite 115. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Leute_von_Seldwyla_3-4.pdf/123&oldid=- (Version vom 31.7.2018)