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Gottfried Keller: Die Leute von Seldwyla, 2. vermehrte Auflage

Schatten steht. Vielleicht in Räuberszenen anzuwenden.“

Dann blieb er vor einem eingerammelten Pflock stehen, auf welchen irgend ein Kind ein todte Blindschleiche gehängt hatte. Er schrieb: „Interessantes Detail. Kleiner Stab in Erde gesteckt. Leiche von silbergrauer Schlange darum gewunden, gebrochen im Starrkrampf des Todes. Ameisen kommen aus dem hohlen Innern hervor oder gehen hinein, Leben in die tragische Scene bringend. Die Schlagschatten von einigen schwanken Gräsern, deren Spitzen mit röthlichen Ähren versehen sind, spielen über das Ganze. Ist Merkur todt und hat seinen Stab mit todten Schlangen hier stecken lassen? Letztere Anspielung mehr für Handelsnovelle tauglich. NB. Der Stab oder Pflock ist alt und verwittert, von der gleichen Farbe wie die Schlange; wo ihn die Sonne bescheint, ist er wie mit silbergrauen Härchen besetzt. (Die letztere Beobachtung dürfte neu sein.)“

Auch vor einem Karrengeleise stellte er sich auf und schrieb: „Motiv für Dorfgeschichte: Wagenfurche halb mit Wasser gefüllt, in welchem kleine Wasserthierchen schwimmen. Hohlweg. Erde feucht, dunkelbraun. Auch die Fußstapfen sind mit Wasser gefüllt, welches röthlich, eisenhaltig. Großer Stein im Wege, zum Theil mit frischen Beschädigungen, wie von

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Gottfried Keller: Die Leute von Seldwyla, 2. vermehrte Auflage. Göschen, Stuttgart 1874, Seite 156. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Leute_von_Seldwyla_3-4.pdf/164&oldid=- (Version vom 31.7.2018)