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Seite:Die Leute von Seldwyla 3-4.pdf/178

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Gottfried Keller: Die Leute von Seldwyla, 2. vermehrte Auflage

einen Gott! Versteht sich, natürlich!“ Und er fühlte sich ganz glückseliglich, daß er auf so angenehme Weise seinen Frieden mit dem Schöpfer schließen konnte, der die schönen Frauen geschaffen. Aber aufs Neue stutzte er. „Was Teufel thue ich mit ihr? Sie hat ja einen Mann! – Aber halt! das ist ihre Sache! Was sie befiehlt, das thu’ ich! Will sie’s, so sprech’ ich nie ein Wort zu ihr, verlangt sie’s, so kriech’ ich mit ihr in die Erde hinein, und begehrt sie’s, so thue ich’s allein!“ Nun setzte er sich auf das Bett und ergab sich einem entzückten Träumen; endlich überlas er in der späten Dämmerung nochmals das Briefchen; es schien ihm doch etwas kurios und thöricht geschrieben zu sein. „Ach!“ sagte er lächelnd vor sich hin, „auch bei einem geschenkten Herzen heißt es: dem geschenkten Gaul sieh’ nicht ins Maul! Ich will die Antwort in ihrer Weise schreiben, da sie es so liebt und versteht!“

Also zündete er ein Lichtstümpfchen an, suchte ein Blatt Papier hervor und schrieb darauf eine Antwort auf Viggis Brief, wie sie dieser nur wünschen konnte, nicht ohne Geist, aber dazu noch mit aller herzlichen Gluth durchwärmt, welche er in diesem Augenblicke empfand. Er faltete das Blatt zusammen und trug es hinaus in die Hecke. Sodann ging er zurück und zu seiner Wirthin, um seine

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Gottfried Keller: Die Leute von Seldwyla, 2. vermehrte Auflage. Göschen, Stuttgart 1874, Seite 170. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Leute_von_Seldwyla_3-4.pdf/178&oldid=- (Version vom 31.7.2018)