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Gottfried Keller: Kleider machen Leute. In: Die Leute von Seldwyla, 2. vermehrte Auflage, Band 3

neugierigen Herren um den Fremden zogen, immer kleiner, bis sie sich zuletzt vertraulich an den gleichen Tisch setzten und sich auf gewandte Weise zu dem Gelage aus dem Stegreif einluden, indem sie ohne weiteres um eine Flasche zu würfeln begannen.

Doch tranken sie nicht zu viel, da es noch früh war; dagegen galt es, einen Schluck trefflichen Kafee zu nehmen und dem Polacken, wie sie den Schneider bereits heimlich nannten, mit gutem Rauchzeug aufzuwarten, damit er immer mehr röche, wo er eigentlich wäre.

Darf ich dem Herrn Grafen eine ordentliche Cigarre anbieten? ich habe sie von meinem Bruder auf Cuba direkt bekommen! sagte der Eine.

Die Herren Polen lieben auch eine gute Cigarette, hier ist ächter Taback aus Smyrna, mein Compagnon hat ihn gesandt, rief der Andere, indem er ein rothseidenes Beutelchen hinschob.

Dieser aus Damaskus ist feiner, Herr Graf, rief der Dritte, unser dortiger Prokurist selbst hat ihn für mich besorgt!

Der Vierte streckte einen ungefügen Cigarrenbengel dar, indem er schrie: Wenn Sie etwas ganz Ausgezeichnetes wollen, so versuchen Sie diese Pflanzercigarre aus Virginien, selbstgezogen, selbstgemacht, und durchaus nicht käuflich!

Empfohlene Zitierweise:
Gottfried Keller: Kleider machen Leute. In: Die Leute von Seldwyla, 2. vermehrte Auflage, Band 3. Göschen, Stuttgart 1874, Seite 23. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Leute_von_Seldwyla_3-4.pdf/31&oldid=- (Version vom 31.7.2018)