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Gottfried Keller: Die Leute von Seldwyla, 2. vermehrte Auflage

Frau mit zwei kleinen Kindlein besaß und sich beklemmt fühlte, so hatte er Bedenkzeit genommen und war schnell hieher gelaufen, um seine Mutter zu Rathe zu ziehen, wie er sich verhalten solle.

Im Speisesaal hatte er noch den Jukundus getroffen, welcher, keine Schlaflust verspürend, in angenehmer Träumerei noch ein Stündchen allein verwachte.

Der gemeinsame Kriegspfad, aus dem sie wandelten, zwang die beiden Herren, sich zu begrüßen und eine Unterhaltung zu eröffnen, als der Lieutenant Glor sich an den Tisch setzte, um noch ein Nachtessen einzunehmen. Weil er kürzlich von dem guten Ansehen vernommen, in welchem der Hauptmann Meyenthal in militärischen Kreisen bereits stand, erneuerte er jetzt gern dessen Bekanntschaft und fühlte sich gleich vertrauensvoll zu ihm hingezogen. Von einigen Gläsern Weines, die er in seiner Aufregung rasch getrunken, hingerissen, erzählte er dem Jukundus bald seinen Handel und wie er nun hergekommen sei, seine Mutter, welche nämlich eine wahre Stauffacherin genannt werden müsse und für Alles einen Rath besitze, um ihre Meinung zu befragen.

Jukundus gab ihm aber den Rath, das nicht zu thun, wenn er den Handel nicht verschlimmern wolle. Er setzte ihm auseinander, wie nach der einmal

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Gottfried Keller: Die Leute von Seldwyla, 2. vermehrte Auflage. Göschen, Stuttgart 1874, Seite 129. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Leute_von_Seldwyla_3-4.pdf/405&oldid=- (Version vom 31.7.2018)