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Gottfried Keller: Die Leute von Seldwyla, 2. vermehrte Auflage

in so feierlicher und barscher Form, daß der gute junge Mann gar nicht hatte dazu kommen können, sich in genugthuender Weise zu erklären.

Als Jukundus über diese Geschichte lächelte und noch den Namen des Forderers erfuhr, sagte er: „So, der! Nun der muß in Gottes Namen alle Jahr eine Forderung vom Stapel lassen, damit seine Ehre nicht schimmelig wird! Die Ihrige aber, Herr Lieutenant, erfordert allerdings, daß Sie wegen dieses Vorfalls Ihr Leben nicht auf's Spiel setzen und also dem Gegner einfach erklären, daß er nicht wie ein Esel gespielt haben würde, sondern in jeder beliebigen andern Eigenschaft, welche er vorzöge! Sie können daraus immerhin die Lehre ziehen, daß man sich in Uniform stets einer etwas gemessenen Sprache bedienen sollte, auch in den Stunden der Erholung. Nun darf es aber durchaus nicht den Anschein haben, als ob Ihre Erklärung das Ergebniß einer Unterredung mit der Mutter wäre, wenn Sie, wie ich schon gesagt, nicht noch schlimmere Folgen herbeiführen wollen. Wenn Ihnen daher damit gedient ist, will ich als ihr Rathgeber und Helfer auftreten und dem Herrn gleich jetzt mit drei Zeilen schreiben, daß Sie mit mir gesprochen und jene genugthuende Erklärung abgegeben haben und zwar auf meinen Rath! Morgen früh wird der Brief abgehen und die Sache

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Gottfried Keller: Die Leute von Seldwyla, 2. vermehrte Auflage. Göschen, Stuttgart 1874, Seite 131. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Leute_von_Seldwyla_3-4.pdf/407&oldid=- (Version vom 31.7.2018)