Gottfried Keller: Die Leute von Seldwyla, 2. vermehrte Auflage | |
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Am längsten hatten es jetzt die Meyenthal besessen und im Verlaufe der Zeit hier eine Tapete, dort einen Anstrich aufgewendet; vor der Hochzeit hatte Jukundus noch die Außenseiten des Hauses auffrischen und den Garten in gute Ordnung bringen lassen, und als nun Justine mit einer gewaltigen Aussteuer an fahrender Habe aller Art eingezogen und diese in den stattlichen Räumen auf das Schönste vertheilt und untergebracht war, schien das geschmiedete, oder in diesem Falle das genähte Glück endlich für eine gute Dauer in dem Hause zu wohnen. Auch residirte die Urheberin desselben, die Mutter Meyenthal, zufrieden und stolz in ihrer Abtheilung, besonders da sie sah, daß die schöne Justine einen festen und klaren Sinn für den Besitz und dessen Erhaltung zeigte und Jukundus seine gutgeartete Lenksamkeit auch der jungen Gattin gegenüber nicht zu verlieren Miene machte.
Mit der Verheirathung hatte er verabredeter Maßen die militärische Laufbahn als Berufssache wieder aufgegeben wegen der fortwährenden Abwesenheit, die sie mit sich brachte. Um sich aber dafür einen ehrbaren Erwerb und eine geordnete Thätigkeit zu sichern, hatte er ein Handelsgeschäft errichtet, welches sich auf den Holzreichthum der Stadtgemeinde und der umgebenden Landschaft gründete. Zu den
Gottfried Keller: Die Leute von Seldwyla, 2. vermehrte Auflage. Göschen, Stuttgart 1874, Seite 137. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Leute_von_Seldwyla_3-4.pdf/413&oldid=- (Version vom 31.7.2018)