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Gottfried Keller: Die Leute von Seldwyla, 2. vermehrte Auflage

daß man in einem solchen Hause wohl vermöge, einen blinden Passagier mitreisen zu lassen, wenn er sonst gesittet sei, vermochten nicht, sie aufzurichten.

Ging sie aber zu Jukundi's Mutter, um zu fragen und zu klagen, so weinte diese mit ihr und beschwor sie, nur auszuharren, Jukundus sei gewiß kein dummer Kerl, er werde sich schon noch bewähren u.s.w.

Jukundus hatte keine Ahnung, wie es um ihn her tönte, und doch war ihm keineswegs wohl bei der Sache. Da Jeder überzeugt war, daß es nicht lange so gehen und ohnehin eine Aufklärung eintreten werde, so wollte Niemand zuerst mit ihm reden und Niemand ihm zuerst weh thun; allein es verbreitete sich doch ein leichter Nebel um ihn her, welcher die Augen der Umstehenden zu verhüllen und den Ton ihrer Stimmen zu dämpfen schien.

Als er aber eines Tages wieder einen Vorrath roher Seide gekauft hatte zu einem Preise, der noch vor zwölf Stunden gegolten, jetzt aber schon etwas gefallen war, und er gebeten wurde, diesen Theil der Geschäfte lieber lassen zu wollen, und als diese Bitte sich in einigen Tagen auch auf einem anderen Gebiete wiederholte, hörte er, etwas betreten, ganz auf. Erst als Niemand ihn um die Ursache seiner genommenen Muße fragte und Alles seinen Weg fortging,

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Gottfried Keller: Die Leute von Seldwyla, 2. vermehrte Auflage. Göschen, Stuttgart 1874, Seite 164. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Leute_von_Seldwyla_3-4.pdf/440&oldid=- (Version vom 31.7.2018)