Seite:Die Maschine des Theodolus Energios 008.png

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Und mit einem scharfen Klappen fiel mit einem Male die metallische Umhüllung der Maschine auf allen vier Seiten herab – das Innere des geheimnisvollen Wunderwerks lag plötzlich vor uns!

Und da war der durchsichtige Behälter mit seiner schimmernden Masse; da waren die glitzernden Räder und Wellen und Scheiben, die einst das stille Entzücken des alten Theodulos Energeios gewesen waren!

Und immer schneller, immer rasender schienen sich die funkelnden Glieder dieses Zauberwerkes zu bewegen, ja, es war, als ob blitzende Strahlen aus allen Teilen seines Mechanismus heraussprühten!

Ich konnte mich nicht satt sehen an dem wundersamen Spiel; Freund Hintze aber forschte an der Hand der alten Zeichnung, die er seiner Brusttasche entnommen hatte, nach den Geheimnissen der inneren Konstruktion. Und seine sichere, unbeirrte Ruhe, die ich so oft bei unseren gemeinsamen, zuweilen gefährlichen Experimenten bewundert hatte, ließ ihn die unheimliche Maschine ebenso kühl und systematisch untersuchen, wie einen beliebigen anderen Apparat. Seine Festigkeit gab mir die meine wieder.

Unter jedem der vier Zifferblätter fanden wir ein vorher verdecktes Elfenbeinknöpfchen. Freund Hintze drückte das erste nieder.

Der Zeiger des darüberstehenden Zifferblattes begann zu wandern; aber sonst schien sich nichts an dem Gange der Maschine zu ändern.

Und doch! Die eine der sich drehenden Scheiben verlangsamte allmählich ihre Bewegung. Nun stand sie plötzlich still – und im gleichen Augenblicke war es mir, als ob eine flammende Glut mein Gesicht versengte!

»Strahlende Wärme!« rief ich aus, vom Apparat zurückprallend. Und mein Freund empfand das gleiche. Rasch drückte er das zweite Knöpfchen nieder.

Eine Lichtflut brach da plötzlich aus der Maschine hervor, wie aus dem Fokus eines riesigen elektrischen Scheinwerfers, daß wir geblendet die schmerzenden Augen schließen mußten!

»Den dritten Knopf!« rief ich, die Augen noch mit der vorgehaltenen Hand schützend, »das ist ja, als ob man in die Sonne selber sähe!«

Aber mein Freund zögerte.

»Wir kennen nicht die Höhe der elektrischen Spannung, die der Apparat zu erzeugen vermag,« sagte er nachdenklich, »wir wollen uns nicht den Entladungen der Maschine unnötig aussetzen –«

Damit übersprang er den dritten Knopf der Maschine und drückte auf den letzten, der den Apparat auf chemische Wirkung einstellte.

Und da geschah etwas Seltsames, das unsere beiderseitige Aufmerksamkeit so sehr fesselte, daß wir uns selbst und die ganze sonderbare Lage vergaßen …

Der Dynaminbehälter stand durch gläserne Verbindungsröhren mit einer Anzahl kugelförmiger Vorlagen in leitendem Zusammenhange.

In dem Augenblicke, als Freund Hintze den vierten Knopf niederdrückte, trübte sich die eine der durchsichtigen Phiolen! Ein feiner,

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Carl Grunert: Die Maschine des Theodulos Energeios. Stuttgart: Union Deutsche Verlagsgesellschaft, 1912, Seite 8. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Maschine_des_Theodolus_Energios_008.png&oldid=- (Version vom 29.7.2021)