Seite:Die Meuterer der Frigga.pdf/21

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Wirklich – Kräwel hatte nicht zu viel gesagt, als er den pfeilschnell sich nähernden Vogel mit Untier bezeichnete. Die Größe dieses geflügelten Ungeheuers überstieg bei weitem die des Kondors, der doch unter den jetzt noch vorkommenden Arten die weiteste Flügelspannung besitzt.

Auch Seiffert hatte eiligst sein Fernglas zur Hand genommen, beobachtete nun das riesige Geschöpf mit atemloser Spannung und rief dann: „Wahrhaftig – es kann nur einer jener Raubvögel sein, dem die Wissenschaft den Namen Phororhakus gegeben und von dem man verschiedene Überreste in den nebligen Landstrichen Patagoniens gefunden hat. Ich schätze auf eine Flügelspannung von gut zehn Metern! – Ob das Untier uns etwa bemerkt hat und auf uns niederstoßen will?!“ Er setzte das Fernglas ab, da der Phororhakus sich bereits so weit genähert hatte, daß man das durch seine Flügelschläge hervorgerufene Rauschen wie ein stetig zunehmendes Brausen hören konnte.

Kräwel hatte bereits seine Büchse von der Schulter genommen, schrie jetzt fast heiser vor Aufregung und Jagdeifer: „Fort mit uns – zurück in den Tunnel! Ich glaube ebenfalls, daß das Ungeheuer es auf uns abgesehen hat. Vielleicht komme ich zum Schuß.“

Mit ein paar Sätzen erreichten die drei den schützenden Eingang des Felstunnels. Nur Kräwel blieb so weit draußen stehen, daß er den Flug des Phororhakus verfolgen konnte. Dann riß er plötzlich die Doppelbüchse an die Wange, gerade als das Untier mit seinem enormen Leibe die Sonne verdeckte und einen breiten Schatten auf die Erde warf. Zwei Schüsse knallten kurz hintereinander. – Und sofort nach dem zweiten tat auch der Ingenieur vorsichtshalber einen Sprung nach rückwärts.

Draußen im Tale hörte das Brausen der flügelgepeitschten[1] Luft plötzlich auf. Dieser Stille folgte nach wenigen Sekunden ein dumpfer Krach und ein ohrzerreißendes Geschrei.

Kräwel lugte um einen Felsvorsprung. Und –

  1. Vorlage: flügelgepeitschen
Empfohlene Zitierweise:
W. Belka: Die Meuterer der Frigga. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1919, Seite 20. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Meuterer_der_Frigga.pdf/21&oldid=- (Version vom 31.7.2018)