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begann, die er für einige Monate mieten wollte. Er fand auch das Gewünschte, hatte sogar das Glück, zu billigem Preise von einem reichen Kaufherrn, der ihm von früher her verpflichtet war, ein sehr schnelles Motorfahrzeug zu erhalten, dessen aus fünf Mann bestehende bisherige Besatzung er dann entließ, da er nur Leute auf dieser Fahrt mitnehmen konnte, die genau wie er keine Scheu hatten, für Gold jedes Gesetz jeder Zeit zu übertreten.

Die vier Mann, die er in einer Hafenspelunke anwarb – den Kapitän wollte er selbst spielen, waren mit einer einzigen Ausnahme Gesindel schlimmster Sorte wie es selbst ein elender Segler nicht an Bord genommen hätte.

Es war genau eine Woche nach der Katastrophe auf der Hafeninsel, als die Motorjacht Frigga die Elbmündung verließ und Kurs auf den Kanal hielt, den sie dann bei gutem Wetter passierte. Auch fernerhin meinte der Wettergott es nur zu gut mit dem flinken, schlanken Fahrzeug, das eigentlich jetzt nichts besseres als ein Piratenschiff war, da die Absichten, die es verfolgte, nur als Seeraub zu bezeichnen waren.

Der Steuermann und jetzige Kapitän der Frigga hatte den drei Matrosen und dem kaum sechzehnjährigen Kajütjungen gegenüber, die er in Hamburg angeheuert (für eine Fahrt verpflichtet) hatte, über Reisedauer und -ziel zunächst ganz allgemeine Angaben gemacht: Vergnügungsreise nach dem Indischen Ozean. Erst als die Straße von Bab el Mandeb, der Zugang vom Roten Meere zum Indischen Ozean, hinter der stets mit voller Kraft ihrer Motoren dahinschießenden Frigga lag, glaubte er den Augenblick für gekommen, wo er seinen durch allerlei Anspielungen bereits vorbereiten Gesinnungsgenossen die Wahrheit offenbaren konnte. – Daß der Kajütjunge Ernst Pötter nur durch eine Reihe von unglückseligen Umständen ein einziges Mal vom rechten Wege abgewichen, im Grunde seines Herzens aber ein braver, gutmütiger Mensch war, der seine Verfehlung bitter bereute, ahnte August Wend nicht, zumal der auf seine Art recht schlaue

Empfohlene Zitierweise:
W. Belka: Die Meuterer der Frigga. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1919, Seite 4. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Meuterer_der_Frigga.pdf/5&oldid=- (Version vom 31.7.2018)