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schlecht regieren konnten, bis in die Nähe der Kerguelen, bekanntlich eine Gruppe von zahlreichen Inseln im südlichsten indischen Ozean. Da kam ich auf den Gedanken, wir vier Letzten der Besatzung könnten uns doch ganz bequem das Gold der Najade aneignen. Dies geschah dann auch in der Weise, daß wir den Dampfer in einer riesigen Grotte vor Anker legten, wo niemand ihn finden kann, da die Grotte inmitten der Kerguelen auf einem felsigen Eiland liegt und diese unwirtliche Gruppe nur höchstselten von Schiffen besucht wird. Mein Neffe und die beiden Matrosen Jakob Jakobsen und Georg Schulk jedoch wollten dann, wie ich zum Glück noch rechtzeitig bemerkte, mich heimlich beseitigen, um nur zu dreien sich in die Beute teilen zu müssen. Ich vergalt unter diesen Umständen gleiches mit gleichem, überwältigte die drei im Schlaf und schaffte sie nach der den Kerguelen benachbarten Heard-Insel, die bereits den Südpolargebieten so nahe liegt, daß sie ständig von Eis und Schnee bedeckt ist. Hier setzte ich die Verräter aus, gab ihnen aber noch allerlei mit, damit sie dort notdürftig ihr Leben fristen könnten. Ich selbst kehrte später nach Europa zurück, nahm aber nur sechs Goldbarren vorläufig mit und wollte erst einige Jahre verstreichen lassen, ehe ich den Rest der Schätze der Najade abholte. Vor kurzem nun hat aber mein zweiter Neffe Heinrich Wend das Tagebuch, in dem ich all dieses aufgezeichnet hatte, mir entwendet und es seinem um viele Jahre älteren Freunde, einem Chemiker Werner Seiffert, zu lesen gegeben, der dann sofort mit Heinrich sich aufgemacht hat, um die Angaben des Tagebuches nachzuprüfen und nach Karl Wend zu suchen. Ich vermute, daß die beiden es ähnlich wie ich angefangen, das heißt, eine Jacht gemietet haben und jetzt unterwegs nach den Kerguelen sind. Ob sie vor uns einen Vorsprung haben und dort früher anlangen werden als wir, bezweifle ich. Unsere Frigga läuft zwanzig Knoten, und ein kleines Fahrzeug von dieser Schnelligkeit ist selten. Nun – auf jeden Fall werden wir, wenn mein Neffe und jener Seifert wirklich uns

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W. Belka: Die Meuterer der Frigga. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1919, Seite 6. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Meuterer_der_Frigga.pdf/7&oldid=- (Version vom 31.7.2018)