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Saalschwester und vornehme Wassernymphe“ nennen.[1] – Ihren wahren Namen und ihre eigentliche Gestalt erhält die Elster aber erst auf Königl. Sächs. Gebiete und zwar in der Mitte des freundlichen Badeortes Elster selbst. Hier vereinigen sich einige Bäche, die zur Linken und Rechten aus dem Ascher Gebiete herabfallen, und durch ihre Vereinigung sich zu dem Range eines Flusses erheben. Von hier an jedoch beginnt nicht sogleich das Gebiet der Perlenmuscheln. Denn erst nachdem der junge Fluß die unterhalb Elster gelegenen Wiesen und Auen in weitem Schlangengewinde mit jugendlichem Feuer durchschnitten hat, und die mineralischen Theile, die ihm aus den Heilquellen der dasigen Badeanstalt zukommen, – was jedoch nach dem Urtheile gewichtiger Naturforscher die Perlenmuscheln weder lieben, noch vermöge ihrer Natur auch verdauen können – nach und nach abgesetzt und sein eigenthümliches, süßes und klares Wasser wieder erhalten, nachdem er in seinem raschen und jugendlichen Lauf bis dahin gekommen, wo er durch den Mühlhäuser Bach, der aus dem Rauner Grund herabfällt, und durch das Wasser, das von Siebenbrunn und Markneukirchen kommt, ansehnlich verstärkt wird; dann erst beginnt das Reich der Perlenmuscheln, die jedoch jetzt noch selten und einzeln, weiter hinab aber in Colonieen oder ganzen Muschelbänken gefunden worden. Bis zur Stadt Adorf ist die Strömung der Elster nordöstlich; unterhalb dieser Stadt aber biegt sich das Thal und der Lauf richtet sich nach Norden. Immer jedoch, wenn auch das Thal selbst einen freundlichen Anblick gewährt, sind die gegenseitigen Höhen an dem Flusse mit dichten Waldungen bedeckt, und das Auge findet wenig Gegenstände, bei welchem es freudig und gern verweilen möchte. Die Gegend selbst gilt bei den Perlensuchern nur für eine dürftige im Perlenfange. Eine andere Gestalt aber gewinnt die


  1. cf. Paradis pinif p. 537 seqq.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottlieb Jahn: Die Perlenfischerei im Voigtlande. Selbstverlag des Verfassers, Oelsnitz 1854, Seite 2. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Perlenfischerei_im_Voigtlande.pdf/10&oldid=- (Version vom 31.7.2018)