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Jahre 1764 sich noch ein reicher Perlenfang hoffen lassen, vonjetzo kaum der sechste, auch wohl nur der 10. Theil Muscheln noch vorhanden sei. Zur Reifung und Schönheit der Perlen könnten sie nichts beitragen, sondern hierbei müsse die Natur das Meiste und Beste thun. Manche setzten früher und manche später an, und nach einem solchen Verhältnisse würden reife Perlen erst in 20, 40, 60 und mehreren Jahren erzeuget. Zum Beweise ihrer Behauptung führten sie an, daß sie etwa vor 6 oder 8 Jahren Perlen gefunden hätten, die ihr Großvater so doch schon 2 Jahre vor dem Schwedenkriege also etwa anno 1703 verstorben sei, bereits ausgewachsen angetroffen und deshalb die Muscheln gezeichnet hatte, und doch zu vorgedachter Zeit erst völlig helle gewesen; wie lange könnten solche also nicht schon vorher zugebracht haben, ehe sie ausgewachsen wären!

Als hierauf der PerlenfangVermuthliche Entstehung des Perlenbachs bei Rehau. in den Bayreuthischen Landen[1] und die Benutzung der Perlen durch den Verkauf zur Sprache kam, so erklärten sie, darüber keinen Aufschluß geben zu können, so wie sie auch abfällige
  1. Daß der Perlenfang in dem Perlenbach bei Rehau, aus hiesiger Gegend abstamme, wenigstens durch Elsterperlenmuscheln verbessert und vervollkommt worden sei, scheint außer allen Zweifel gesetzt zu sein. Verschiedene ältere Nachrichten, sowie der Name des Baches selbst, der merkwürdig genug, „die Oelsnitz“ heißt, scheinen darauf hinzudeuten. Als der alte Perlensucher Christoph Heinrich Schmirler an Amtsstelle über die Entstehung und Zustand dieses Perlenbaches befragt wurde, gab er folgendes zu Protokoll:
    „Er glaube sicher, daß die Perlenmuscheln aus hiesigem Kreise hinübergekommen, und sei es sicher und habe es ihm sein Vater gesagt, daß ein gewisser Verwalter zu Selb, Namens Dewald vor nunmehro langen Jahren mit Leuten aus Oelsnitz, die Fische mit ihm gehandelt, in denen Fischfässern die Muscheln aufgeladen und wegschaffen lassen.
    Denn seines Vaters Bruder, der vom Verwalter der Perlen halber, um solche und was daran sey, hinausgeholet worden, habe [187] an einer sein gewöhnliches Zeichen gefunden, auch diese Sache damals höchsten Orts angezeigt. Nun sei, da der gedachte Verwalter nicht gestellet, sondern Bayreuthischen Seits auf der Vestung Plassenburg aufbewahret und zu Tode gefüttert worden, daher nicht herauszubringen gewesen, wer die Oelsnitzer Leute, so die Untreue begangen, gewesen.“
    Brücknerus in seinen Memorabilibus sagt in Epistola IV. de lapidibus pretiosis in Voigtlandin: „Complures etiam Autor „der Beschreibung des Fichtelbergs“ indicat fontes et fluvias illius tractus, in quibus margaritae sat elegantes reperiuntur. Praecipue autem a Dn. Donaver, consiliario et medico, rivus nominatur haud multum a vico Pilgramsreuth per prata transfluens, margaritifer, sub nomine Perlenbach jure ideo veniens, in quo passim sese oculis magna offert quantitas concharum tam clausarum quam hiantium, et in ipso inclusi animal culi corpore margaritas tenentium.“ – Auch im weißen Main und in einigen andern Bächen sind Perlenmuscheln enthalten. –
    Im Jahre 1768 bot der Jäger des Hrn. v. Reitzenstein auf Schönbrunn den Perlensuchern in Oelsnitz eine Schachtel voll Perlen, an 2000 Stück, zum Verkauf an. Diese waren noch nicht reif und sahen blutroth aus. Der Jäger sagte, sie gehörten seiner gnädigen Frau. Als die Perlensucher diesen Vorfall im Amte gemeldet hatten, so wurde weitere Erkundigung eingezogen und es ergab sich, daß die Frau Gemahlin diese unreifen Perlen von der Königin in Dänemark zum Geschenk erhalten hatte, woselbst diese Perlen aus den dortigen Gewässern gestohlen und nach Holland verpartiert, dort aber entdeckt und der Königin zurückgegeben worden waren.
    Im Jahre 1779 wurden eine Anzahl Soldaten von dem damals in Oelsnitz liegenden Grenadier-Commando, befehligt von Major v. Meusel verhaftet, weil sie an den Perlenmuscheln im Görnitzbache einen heftigen Exceß begangen und über ein Schock Perlenmuscheln herausgenommen und zerschlagen hatten.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottlieb Jahn: Die Perlenfischerei im Voigtlande. Selbstverlag des Verfassers, Oelsnitz 1854, Seite 186. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Perlenfischerei_im_Voigtlande.pdf/194&oldid=- (Version vom 18.8.2016)