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Linie herauskommen, am hintern Rande der Kiemen herunterlaufen, in deren Fächer gelangen, und sich darinn so vollständig entwickeln, daß sie ihre Schalen bekommen und wie es scheint, freiwillig heraustreten. Diese Kiemen haben daher Aehnlichkeit mit den Armen der Quallen, deren Ränder auch mit Säcken versehen sind, in denen sich die Jungen entwickeln. Da die Eier kaum so groß als ein Mohnkorn sind, so finden sich ihrer gewöhnlich viele tausende in einem Eierstock. Sie scheinen um die Mitte des Sommers reif zu sein und dann in die Kiemen zu kommen. Die jungen Muschelchen haben anfänglich kaum die Größe eines halben Apfel- oder Birnkernes und werden daher anfangs leicht übersehen. Diese junge Muschelbrut, die man früher nicht genau kannte, und sie oft mit der kleinen Flußnapfmuschel, Patella lacustris L., die sich parasitisch auf andere Muscheln ansetzt, verwechselte, lebt und gedeiht vorzüglich nur in solchen Gewässern, wo sie gegen äußere feindliche Einwirkungen gesichert ist, und einigermaßen schlammigen, für sie nahrungsreichen Boden findet. Vermehren sich aber die Muscheln an einem Orte zu häufig, was bei günstigen Jahresläuften leicht möglich ist, so wird ein Theil davon an einen andern Ort gebracht, und zwar immer wieder nahe beisammen, weil man bemerkt haben will, daß sie sich einzeln nicht fortpflanzen, woraus man schließt, daß es Männchen und Weibchen gebe; auch will man nur Eier in denjenigen Muscheln gefunden haben, welche Perlen enthalten. So viel läßt sich bis jetzt mit so ziemlicher Sicherheit über die Entstehung und die Fortpflanzung der Perlenmuscheln angeben, wie wohl es auch in dieser Beziehung nicht an abweichenden Ansichten fehlt. Denn eine gänzliche Aufhellung dieses Geheimnisses ist, wie schon gesagt, der Wissenschaft und der Erfahrung noch nicht gelungen. Das Wachsthum der jungen Muschelbrut geht nur sehr langsam von statten und Muscheln, die in einem

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Johann Gottlieb Jahn: Die Perlenfischerei im Voigtlande. Selbstverlag des Verfassers, Oelsnitz 1854, Seite 28. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Perlenfischerei_im_Voigtlande.pdf/36&oldid=- (Version vom 5.7.2016)