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Annahme und Ueberzeugung, daß die Perlenmuschel von jeher in der Elster heimisch gewesen sei und daß sie diesem Flusse und einigen ihr zuströmenden Bächen als ein ganz eigenthümliches Product angehöre.

Was bis jetzt über die Perlenmuschel, über ihre Entstehungsweise, über ihre natürliche BeschaffenheitEntstehung u. Wachsthum der Perlen., über ihr Alter und ihre Fortpflanzung gesagt worden ist, beruht theils auf äußeren Kennzeichen, theils auf naturhistorischen Forschungen und Erfahrungen und läßt sich daher weniger in Zweifel ziehen, wenn auch eine objective Ueberzeugung nicht immer gewährt zu werden vermag; problematischer und unsicherer ist jedoch alles das, was auf die Frucht der Perlenmuschel, auf die Perle selbst und ihre Entstehung, Wachsthum und Gedeihen Bezug hat. Die Entstehung der Perlen, so lange man sie nur kennt und so lange man sie in Ehren gehalten und geachtet hat, gab eben dieses ihres räthselhaften Ursprungs und ihrer sonderbaren Entstehungsweise halber Veranlassung zu Erklärungen und Erörterungen,Ansichten und Meinungen über die Entstehung der Perlen. die theils höchst vernunftwidrig und abgeschmackt sind, theils auch gegen alle physischen Gesetze streiten und mit dem in Allem so regelmäßigen Gang der Natur sich nicht vereinigen lassen. Voraus schicken muß man jedoch, daß nicht nur in einer Art von Muscheln Perlen gefunden werden, sondern daß die Schalthiere, welche Perlen haben, theils Meerschnecken, theils Zweischalthiere sind; in letzteren werden sie häufig, in ersteren nur selten gefunden. Den ersten Versuch, den Schleier zu heben und das Geheimniß zu lösen, das über die Entstehung, Wachsthum und Ausbildung der Perle gezogen ist, machte schon Plinius, jener bekannte Naturforscher des Alterthums. Im neunten Buch seiner Naturgeschichte, cap. 35, sucht er die Behauptung zu rechtfertigen, daß die Perle durch Befruchtung eines Thautropfens, der in die Muschel falle, entstehe. So verkehrt und widernatürlich diese Ansicht und Behauptung auf den ersten Anblick sich kund

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Johann Gottlieb Jahn: Die Perlenfischerei im Voigtlande. Selbstverlag des Verfassers, Oelsnitz 1854, Seite 30. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Perlenfischerei_im_Voigtlande.pdf/38&oldid=- (Version vom 18.8.2016)