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ein Seil um den Leib, an welchem ihn seine Begleiter, die oben im Boote seiner harren, auf ein gegebenes Zeichen wieder heraufziehen. Dieses Zeichen ist er aber dann genöthigt zu geben, wenn entweder an dieser Stelle sich keine Perlenmuscheln befinden, oder wenn seiner Sicherheit und seinem Leben äußere Gefahren drohen[1]. Denn nicht zu gedenken, daß er von körperlichen Uebeln tief unten in der schrecklichen Einsamkeit befallen werden kann, so ist er auch keineswegs sicher von den Ungeheuern, welche die Tiefe des Meeres bewohnen. Schon mancher Taucher, der freudig und rüstig hinunter in das nasse Element sich gewagt hat, kehrte nimmer ans Sonnenlicht, weil er einem gefräßigen Hai zur Beute ward; mancher, der frisch und gesund in die Tiefe fuhr, kam mit blutenden Ohren, Nase und Mund aus derselben zurück und hauchte seine Seele aus. – Hat endlich der Taucher nun genug Muscheln gesammelt, oder sieht er sich anderwärts veranlaßt, die Tiefe des Meeres zu fliehen, so giebt er das verabredete Zeichen, zerschneidet die Bande, womit der Stein an seine Füße gefesselt ist, und kehrt dann schnell zur Oberwelt zurück. In neuerer Zeit hat man auch dieses Geschäft sehr zu erleichtern gesucht und zu diesem Behufe die Taucherglocke in Anwendung gebracht, was sich als sehr zweckförderlich bewiesen hat.

Minder gefährlich, wenn auch immer noch sehr beschwerlich, ist die Art und Weise der Aufsuchung unserer Elsterperlen. Hier ist es nicht nothwendig, daß der Perlenfischer Blut und Leben an die Erlangung einer Perle verwagt; sondern, da es die natürliche Beschaffenheit der Gewässer gestattet, so kann er die Perlenmuschel zum Theil mit der bloßen Hand herausnehmen oder durch ein dazu geeignetes Instrument, eine Zange,


  1. cf. ad. h. l. Mandelslo über den Perlenfang in Arabien. – Albrecht Herport, Reisebeschreibung von Ceylon, d. 218 d. J. 1666.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottlieb Jahn: Die Perlenfischerei im Voigtlande. Selbstverlag des Verfassers, Oelsnitz 1854, Seite 46. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Perlenfischerei_im_Voigtlande.pdf/54&oldid=- (Version vom 31.7.2018)