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Flüßchen und Bäche mit der Donau. Diese beiden Flüsse hätten nicht nur einen großen Vorrath der delicatesten Fische, sondern auch Perlenmuscheln mit Perlen. Je größer die Muscheln seien, desto mehr suchten sie die Tiefe; die kleineren aber, gleichsam die Töchter, befänden sich näher am Rande des Wassers und die kleinsten gleichsam die Enkelinnen lebten zunächst am Ufer.

Im Regen und in der Ilz sollen Perlen von der Größe einer Erbse und einer kleinen Bohne gefunden worden sein, auch soll zur Zeit des Passauer Kriegs ein Soldat in der Ilz eine Perle gefunden haben von der Größe einer großen Weinbeere oder eines Kügelchens, womit die Knaben unter sich zu spielen pflegen, welche er für Hundert Thaler verkauft habe. Die Anführer der Soldaten sollen damals ganze Ketten von großen Perlen am Halse getragen und die Nürnberger zwei bayrische Perlen gehabt haben, für welche der Churfürst von Bayern fünfhundert Reichsthaler habe geben wollen, ein sicherer Beweis, daß diese Flüsse ebenfalls Perlen von großem Werthe erzeugten[1]. Im Ganzen genommen aber gilt von den bayrischen Perlen dasselbe, was sich von den Elsterperlen sagen läßt und wir haben demnach weiter nichts mehr hinzuzufügen.


  1. Die hauptsächlichsten Perlenmuscheln hatten verschiedene Namen, wie die Völcerin, Krumbschnäbel und Vämerin u. s. w. Der Unterschied der Perlen besteht übrigens in der Größe, Farbe und Gestalt. Die größten sind die Meerperlen. Bei der Insel Ceylon soll man Perlen von der Größe der Tauben- und Hühnereier gefunden haben. Auf der westindischen Insel Cuba soll eine von der Größe einer wälschen Nuß gefunden worden sein, die für 200,000 Castilianer (eine spanische Münze) verkauft ward. Bei der Insel Borneo sollen sich Perlen von der Größe eines Hühnereies finden und in der Krone des Königs soll sich eine von der Größe eines Gänseeies befunden haben; dieselbe soll zugleich so rund gewesen sein, daß, wenn sie auf den Tisch gelegt ward, sie nicht auf einer Stelle liegen blieb, sondern sich [52] beständig wie Quecksilber hin und her bewegte. Eine Herzogin von Bayern soll von der Königin Margaretha in Spanien eine [53] Perle zum Geschenk erhalten haben, welche mit Gold eingefaßt, an ein crystallenes Gefäß befestigt war, worinnen heilige Reliquien aufbewahrt wurden, nämlich ein Dorn von der Dornenkrone Christus des Erlösers; dieselbe wurde höher denn sieben tausend Gulden geschätzt. cf. Geigeri Margaritologia pars II.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottlieb Jahn: Die Perlenfischerei im Voigtlande. Selbstverlag des Verfassers, Oelsnitz 1854, Seite 51. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Perlenfischerei_im_Voigtlande.pdf/59&oldid=- (Version vom 11.12.2022)