Seite:Die Perlenfischerei im Voigtlande.pdf/71

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Allein so sollte es nicht bleiben. Wie nach und nach das Licht der Aufklärung und der Bildung sich über alle Theile des deutschen Vaterlandes verbreitete, so drangen auch seine erwärmenden und belebenden Strahlen in das Voigtland. So berichtet gegen die Mitte des 16. Jahrhunderts ein spanischer Scribent[1], der im schmalkaldischen Kriege im Gefolge Kaiser Carl V. das Voigtland durchzog und dessen Thaten verzeichnet hat, daß „das Land in der Gegend um Oelsnitz und Plauen gut angebaut und fast freundlich zv bewohnen sei.“ – So wie nun die Bewohner des Voigtlandes auf der Bahn der Bildung und der Wissenschaften vorwärts schritten und ihren Geist mit immer neuen Kenntnissen zu bereichern suchten, so fingen sie auch an, auf die natürlichen Producte ihres Vaterlandes zu achten, und alles das zu berücksichtigen, wodurch sie sich Ansehen bei ihren Zeitgenossen erwerben und Nahrung und Wohlstand in ihre Familien verbreiten konnten. Die verschollenen Goldgruben wurden, wie wohl vergebens, wieder aufgesucht, eine große Anzahl Hammer und Pochwerke angelegt, die dichten Waldungen gelichtet, die sumpfigen Stellen getrocknet und edle, fremde Getreidearten auf den heimischen Boden verpflanzt. Auch das Perlensuchen ward nicht vernachlässigt. Denn der Gewinn, womit einzelne Personen sich Reichthümer und Ueberfluß erworben hatten, lockte manchen hinab in die nasse Behausung der Perlenmuschel, und manche Perle wurde gefunden und verkauft, deren Vaterland man in der sonnigen Ferne des Morgenlandes zu finden glaubte. Unter solchen Umständen konnte natürlich dieser Schatz nicht mehr verborgen bleiben und ein Bürgersmann aus


  1. cf. Hortleder dieser Scribent war ein spanischer Edelmann, aus Placenza gebürtig, D’Auila, L. genannt, der eine Beschreibung des Kriegs geliefert hat, den Kaiser Carl V. 1546 und 1547 gegen die Protestanten führte.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottlieb Jahn: Die Perlenfischerei im Voigtlande. Selbstverlag des Verfassers, Oelsnitz 1854, Seite 63. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Perlenfischerei_im_Voigtlande.pdf/71&oldid=- (Version vom 31.7.2018)