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So war es auch. Vor einem tiefen Schacht, dem Zugang zu einem früheren, uralten Bergwerk, machte der Trupp halt. Und jetzt ließ Ibrahim die Maske fallen.

„Ungläubige Hunde!“ fuhr er die beiden Gefangenen an, „Ihr habt selbst meiner Schlauheit getrotzt! Ich sollte Euch das Geheimnis entlocken! Daher brachte man Euch zu mir. Auch mir gelang es nicht. Ich habe Euch jede Nacht beschlichen, suchte Euch zu belauschen, hoffte, daß Ihr Euch im Gespräch verraten würdet. – Nun – wenn Ibrahim ben Garb nicht weiß, wo des Wahhabiten Goldschätze liegen, dann sollt Ihr jedenfalls niemals etwas von diesen Reichtümern zu sehen bekommen – niemals! Ich werde Euch nicht töten! Ihr sollt leben, den sicheren Tod vor Augen, der auf Euch zuschleichen wird wie der Löwe auf das ahnungslose Wild an der Tränke! Wenn drei Jahre um sind, werde ich – vielleicht! – wieder nach Euch sehen kommen – nach Euren Gebeinen, die die Geier verschleppt haben werden.“

Ein höhnisches, grausames Lachen, ein Wink, – und die Beduinen griffen zu, ließen die Gefangenen an langen Seilen in den Schacht hinab.

Und doch glückte es Ring noch, vorher heimlich den Rest des Seidenballens in das breite Felsloch zu stoßen, auf dessen Grunde er ihn dann schnell unter seinem nur mit dem Messer zurechtgeschnittenen, ebenfalls aus derselben Seide bestehenden Burnus verbarg, da sofort noch vier Leute sich ebenfalls in die Tiefe hinabließen, um hier in dem in das Bergmassiv hineinführenden Stollen die auf einer Falltür aufgehäuften Felsstücke zu entfernen. – Diese aus einer Steinplatte gefertigte Falltür hatte vor nunmehr zwei Wochen der Neffe des Doktors, Heinz Brennert, entdeckt. Und in rohester Weise wurden jetzt Wallner und Ring durch die viereckige Öffnung in die Grotte hinabgestoßen, die sich von hier weit nach Norden zu in den Gesteinsmassen hinzog.

Tiefe Dunkelheit umgab die beiden Deutschen, die sich bei diesem Sturz recht böse Hautabschürfungen zugezogen hatten. Und doch leuchtete vor ihnen ein heller Fleck in der Ferne, – der Kadaver einer Riesenschildkröte, deren

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W. Belka: Die Schätze des Wahhabiten. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1916, Seite 7. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Sch%C3%A4tze_des_Wahhabiten.pdf/10&oldid=- (Version vom 31.7.2018)