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Jeanne-Marie Leprince de Beaumont, Johann Joachim Schwabe: Die Schöne, und das Thier

„Ich versichere Sie, mein lieber Vater, sagete die Schöne; Sie sollen ohne mich nicht nach diesem Pallaste gehen. Sie können mich nicht abhalten, daß ich Ihnen nicht folge. Ob ich gleich jung bin, so bin ich dem Leben doch nicht sehr zugethan; und ich will lieber von diesem Ungeheuer aufgefressen werden, als vor Bekümmerniß sterben, welche mir Ihr Verlust verursachen würde.“

Man mochte noch so viel reden, die Schöne wollte durchaus nach dem schönen Pallaste reisen; und ihre Schwestern waren recht froh darüber, weil die Tugenden dieser jüngsten ihnen viel Eifersucht eingeflößet hatten. Der Kaufmann war von dem Schmerze, seine Tochter zu verlieren, so eingenommen, daß er nicht an den Kuffer dachte, welchen er mit Golde angefüllet hatte. So bald er sich aber in seiner Kammer eingeschlossen, und sich niederlegen wollte, so erstaunete er sehr, daß er solchen hinter seinem Bette fand. Er entschloß sich, seinen Kindern nichts davon zu sagen, daß er so reich geworden war; weil seine Töchter gern wieder in die Stadt ziehen wollten, er aber entschlossen war, auf diesem Landgute zu sterben. Doch vertrauete er dieses Geheimniß der Schönen, welche ihm meldete, es wären unter seiner Abwesenheit einige Edelleute zu ihnen gekommen, und es fänden sich zween darunter, die ihre Schwestern liebeten. Sie bath ihren Vater, er möchte sie verheurathen; denn sie war so gut, daß sie dieselben lieb hatte, und ihnen von ganzem Herzen alles vergab, was sie ihr zu Leide gethan hatten.

Diese beyden boshaften Töchter rieben sich die Augen mit einer Zwiebel, damit sie weinen konnten, als die Schöne mit ihrem Vater abreisete. Ihre Brüder

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Jeanne-Marie Leprince de Beaumont, Johann Joachim Schwabe: Die Schöne, und das Thier. Weidmann, Leipzig 1767, Seite 54. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Sch%C3%B6ne,_und_das_Thier._Ein_M%C3%A4rchen.pdf/11&oldid=- (Version vom 2.4.2020)