„Ich bin zur Schlange geworden …!“ stöhnte der rote Knirps, indem er verzweifelt nach dem Stand der Sonne blickte, denn nicht eher sollte halt gemacht werden, als bis das Tagesgestirn mit seinen sengenden Strahlen die tote, endlose Wüste in einen Backofen verwandelt hatte. „Zur Schlange …!“ fügte er mit Betonung hinzu. „Ich häute mich nämlich, wenn auch nur an einer Stelle, genannt „die Kehrseite der Medaille“ …! Gegen das Reiten auf einem dieser stelzbeinigen Ungeheuer, alias Reitkamel, ist eine Rutschpartie auf einem Rasiermesser ein Vergnügen …!“
Die drei Freunde befanden sich an der Spitze ihrer kleinen Karawane, die aus insgesamt sechs Menschen und zehn Tieren bestand. – Auf den Stoßseufzer des kleinen Dicken hin hatte Ingenieur Tümmler hell aufgelacht und tröstend, gemeint: „Sobald wir lagern, werde ich Ihre Kehrseite in Behandlung nehmen, lieber Knirps. Gedulden Sie sich nur noch eine Stunde. Unser Führer, der vielgereiste Herr Ali Mompo, behauptet ja, vor uns liege eine tiefe, steinige Schlucht, die sich zum Lagerplatz vorzüglich eigne.“
Die Töne der Glöckchen der zehn Kamele, das Knarren der Sättel, das leise Keuchen der in schlankem Trab
W. Belka: Die Schlucht in der Wüste. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1916, Seite 8. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Schlucht_in_der_W%C3%BCste.pdf/9&oldid=- (Version vom 31.7.2018)