Seite:Die Totenstadt.pdf/7

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Schon wollte Richard wieder gehen, als er ein Röcheln vernahm. Die Frau bewegte sich! Er holte Wasser und rieb ihre Schläfe; sie kam zu sich, und dann auch der Mann. Das giftige Gas hatte hier oben nur noch eine schwache Wirkung gehabt.

Verstört vernahmen sie Richards Bericht. Sie vermochten ihm nicht eher zu glauben, als bis sie aus dem Fenster geblickt hatten. Dann gingen sie mit ihm auf die Straße hinab.




Die Herren der Erde.

Es war ein noch junges Ehepaar ohne Kinder, der Mann war Schuster.

Schließlich begriffen sie, daß sie allein am Leben geblieben.

„Herrjeh, Marie,“ rief der Mann, „wenn niemand mehr lebt, dann gehört doch alles uns!“

Vorsichtig nahm er einen schönen Spazierstock auf, dabei ängstlich nach einem toten Schutzmann blickend, dann warf er ihn wieder weg und untersuchte die Taschen eines elegant gekleideten Herrn, ließ auch wieder davon ab und betrat endlich den ersten Laden in seiner Nähe, ein Juweliergeschäft, um bald jubelnd, die Hände gefüllt mit Ringen und Uhren, wieder heraus zu kommen.

Auch die junge Frau fand sich rasch in ihre Lage, sie nahm einer vornehmen Dame Pelz und Hut ab und schmückte sich damit, obgleich die Sonne schon furchtbar heiß vom Himmel herabbrannte.

Vergebens bat Richard die beiden, sich doch mit ihm zu überlegen, was nun zu thun sei; hier in dieser Totenstadt könnten sie doch nicht bleiben, auch müßten sie an ihren Lebensunterhalt denken, da sie schon in kurzer Zeit keine Nahrungsmittel mehr haben würden.

„Was, wir hätten bald nichts mehr zu essen?“ lachte

Empfohlene Zitierweise:
Robert Kraft: Die Totenstadt. H. G. Münchmeyer, Dresden (1901), Seite 5. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Totenstadt.pdf/7&oldid=- (Version vom 31.7.2018)