Seite:Die Trunksucht.pdf/38

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dagegen dort suchen, wo ihnen das Uebel erwachsen ist, dort, wo sie den ersten Keim zu ihren Leiden gefunden haben; sie suchen sich nämlich Linderung in andern alkoholischen Getränken, die denn auch in der That für den ersten Augenblick sich bewähren, welche aber das Geschwür, das ihnen den Tod bereitet, nur noch tiefer aushöhlen. Sie tödten, wie sie sagen, den Wurm, indem sie Morgens gemeinen oder Wermuth-Branntwein trinken, weil sie der Meinung leben, daß der Schleim, welchen sie von sich geben, durch die Gegenwart eines Wurmes erzeugt werde, der ihnen, in ihrer Weise zu reden, auf’s Herz p... Diese Unglücklichen werden nicht gewahr, daß sie jenen Dämmerungsfaltern gleichen, welche sich auf das künstliche Licht der Kerze stürzen, deren heller Schein sie anzieht und täuscht, um welche sie unablässig umherfliegen, fliehend und wiederkehrend, bis endlich ihre Flügel fast versengt sind. Gleich diesen Insecten finden sie da den Tod, wo sie aus einer frischen Quelle von Leben zu schöpfen wähnten.

Die erste Wirkung des Alkohols ist also die, die Organe der Verdauung der höchsten Entnervung preiszugeben, einer Entnervung, welche, von Tage zu Tage wachsend, endlich ihre Gewebe tief angreift und zu jenen Entartungen, jenen organischen Krankheiten des Magens, der Leber etc. führt, zu jenen krebsartigen Geschwüren, welche man nur zu häufig in der letzten Lebensperiode von Säufern antrifft. Diese Krankheiten sind es denn auch, welche sie in den vollständigsten Marasmus versinken lassen, sie anfänglich dazu verdammen, weder etwas zu essen noch zu trinken, endlich aber bis zu ihrer letzten Stunde in Einem fort sich zu erbrechen. Aus den Veränderungen dieser Organe entwickelt sich, indem sie zuerst die Unterleibs-Circulation, dann den Blutlauf in der Brust und dem Herzen beeinträchtigen, zuletzt auch jene Aufgedunsenheit des Gesichts, sowie jene Anschwellung der Beine und des Bauches, welche unter dem Namen Wassersucht bekannt genug ist und durch Erstickung des Lebens endet. Ohne Zweifel ist

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Dr. Édouard Burdel; Übersetzer: Johann Heinrich Gauß: Die Trunksucht. Bernhard Friedrich Voigt, Weimar 1855, Seite 28. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Trunksucht.pdf/38&oldid=- (Version vom 31.7.2018)