Seite:Die Trunksucht.pdf/6

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gut wie irgend Jemandem bewußt, daß selbst die trefflichsten moralischen Bücher Nichts auszurichten, keinen Nutzen zu bringen vermögen, wenn nicht diese Moral auch durch die Praxis, durch aus den höheren Regionen der Menschheit hervorgegangene Handlungen gelehrt, eingeprägt wird.

Ich habe übrigens sorgsam die wissenschaftlichen Ausdrücke vermieden, und wenn mir deren in den Wurf kamen, habe ich es stets vorgezogen, sie zu übersetzen, weil ich lieber der alltäglichen Sprechweise, als der Stockgelahrtheit, beschuldigt sein will. Sollten nun aber demungeachtet manche Seiten für Diesen oder Jenen doch dunkel geblieben sein, so werden wohl nur Wenige es mir deßhalb als einen Formfehler anrechnen, daß ich das, was sonst auch nicht verstanden worden wäre, möglichst deutlich auseinandergesetzt habe.

Dieses Büchlein, dazu bestimmt, in dem Stübchen des Arbeiters während der Winterabende gelesen zu werden, wird es sich über den Canton oder das Städtchen, worin ich wohne, hinaus verbreiten? Ich wage es weder zu hoffen, noch zu glauben; was aber auch sein Loos sein möge, wenn dasselbe, in das Innere mancher Familien sich Eingang bahnend, es vermöchte, einer Mutter den Gatten, Kindern den Vater, der für sie durch einen Anfang von Verthierung, in welche die Trunksucht ihn unfehlbar stürzen mußte, schon verloren gewesen war, wieder zu gewinnen, so würde ich mich schon dadurch über alle Erwartungen hinaus reichlichst belohnt fühlen.

Empfohlene Zitierweise:
Dr. Édouard Burdel; Übersetzer: Johann Heinrich Gauß: Die Trunksucht. Bernhard Friedrich Voigt, Weimar 1855, Seite VI. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Trunksucht.pdf/6&oldid=- (Version vom 31.7.2018)