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halbes Kommißbrot etwa und zwei Beutel von dem harten Mehlgebäck, was zur Eisernen Ration gehörte, waren die ganzen Eßvorräte. Dazu kam noch eine Handvoll Salz und zwei Feldflaschen dünnen Kaffees. Viel war das nicht für gesunde, junge Leute, einen Schwerkranken und einen Hund, zumal man damit rechnen mußte, vielleicht tagelang hier in der Waldeinsamkeit zuzubringen. Daher wurden denn auch der Gefreite und Fritz Makull sehr bald ausgeschickt. Die beiden ließen, um sich möglichst frei bewegen zu können, ihre Seitengewehre, Brotbeutel und Feldflaschen in der Grotte zurück und nahmen nur die Gewehre mit. Patronen steckten sie sich in die Taschen ihrer feldgrauen Röcke.

Vier Stunden brauchten die beiden Kundschafter, bis sie, schwer beladen und nach mancherlei Abenteuern nicht ganz ungefährlicher Natur, an den Rückweg denken konnten. Unangefochten langten sie wieder in der Grotte an, von Weber und Trepinski freudig begrüßt, die um das Schicksal der beiden Kameraden schon recht besorgt gewesen waren.

„Kinder,“ meinte der Unteroffizier erstaunt, „was bringt Ihr denn da in den beiden Bündeln alles mit? Ich müßte mich sehr irren, wenn da aus Ihrem Packen oben nicht die Schwanzfedern eines Huhnes herausragen, Makull!“

Der Student lachte vergnügt. „Eines Huhnes! Sie irren!“ sagte er stolz. „Drei Sonntagsbraten hat die verängstigte Försterfrau spendieren müssen trotz ihres Jammerns und Zeterns.“

Während die beiden Bündel – es waren zwei buntgewürfelte Bettdecken von etwas zweifelhafter Sauberkeit – nun ihre Schätze herausgeben mußten und diese in einer Ecke verstaut wurden: Salz, Mehl, zwei Brote, drei eben erst gemordete Hühner, ein Landschinken, ein Beutel Kaffeebohnen sowie drei Päckchen Pfeifentabak, berichtete der Gefreite als Führer dieses Fouragierzuges kurz über die wertvollen Feststellungen, die man noch nebenbei gemacht hatte.

„Wir gingen zunächst nach Süden zu mitten durch den Wald,“ erzählte Hartock in seiner etwas maulfaulen Art. „Nach einer Viertelstunde erreichten wir bereits eine gepflasterte Landstraße, auf der gerade ein französisches Infanterieregiment nach Osten zu entlangmarschierte. Als dieses vorüber und die Luft rein war, kreuzten wir, wir hatten bis dahin in einem Gebüsch keine dreißig Meter entfernt gelegen,

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W. Belka: Die Versprengten. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1914, Seite 23. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Versprengten.pdf/24&oldid=- (Version vom 31.7.2018)