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insofern sehr wertvoll für die Nahrungsmittelergänzung, als man ohne viel Arbeit die Schlingen immer wieder mit neuem Köder, verschiedene Beeren, versehen und so eine ganze Menge der wohlschmeckenden Vögel fangen konnte. Auch für den verwundeten Oberleutnant war bestens gesorgt worden. Kühlende Kompressen, die man aus Stücken der Pferdedecken gewonnen und in das eiskalte Quellwasser getaucht hatte, lagen auf seiner Stirn, und ebenso hatte Trepinski aus dem Saft von wilden Pflaumen, der mit Wasser vermischt war, für den Kranken ein erfrischendes Getränk hergestellt.

Bis zum Einbruch der Dunkelheit gab es nicht mehr viel zu tun. Nur Fritz Makull machte noch ein paar mal den Weg bis zu der Quelle, um frisches Wasser in einem Kochgeschirr für die Kompressen zu holen. Die anderen saßen im Halbdunkel der Grotte auf ihren Lagerstätten und plauderten von diesem und jenem. Und neben ihnen ruhte auf einem weichen Moospolster der treue Hektor, dessen Verband von Zeit zu Zeit gleichfalls angefeuchtet wurde, um die Schußwunde nach Möglichkeit zu kühlen.

Dann kam die Nacht. Der Fieberanfall des Oberleutnants, wohl mehr durch Überanstrengung als durch die Armverletzung hervorgerufen, war sichtlich im Abflauen begriffen. Die Besinnung kehrte zurück, und bald erlebten die Vier die Freude, daß der Kranke, wenn auch noch mit schwacher Stimme, nach Wasser verlangte. Man reichte ihm die von Trepinski zubereitete, säuerlich schmeckende Limonade, von der er gierig zwei Becher voll austrank.

„Herr Oberleutnant müssen nun zu schlafen versuchen,“ sagte Weber bittend. „Nachher gibt es denn auch was zu essen. Aber Schlaf ist nach solchem Fieberanfall die beste Medizin.“

Der Prinz lächelte matt. „Brave Kameraden – brave Seelen!“ flüsterte er, schloß dann aber gehorsam die Augen und war auch wirklich gleich darauf eingeschlummert.

Nun wurde zunächst der Herd ausprobiert. Gewiß, er rauchte etwas, aber wenn man das Feuer mit ganz trockenen Zweigen nährte, so war der Qualm nicht weiter lästig, da er an der schräg ansteigenden Decke der Höhle nach außen abzog. Dann wurde eines der sauber gerupften Hühner auf das Feuer gesetzt. Die Eingeweide, Herz, Leber und Lunge, alles gut gereinigt, kamen in ein zweites Kochgeschirr

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W. Belka: Die Versprengten. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1914, Seite 25. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Versprengten.pdf/26&oldid=- (Version vom 31.7.2018)