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und waren für den wackeren vierbeinigen Gefährten bestimmt.

Diese Mahlzeit, zu der es noch frisch aufgebrühten Kaffee gab, mundete allen vorzüglich. Prinz Stelheim erhielt ein paar Becher Bouillon und etwas Brustfleisch des weichen Huhnes. Auch er aß mit größtem Appetit, ließ sich dabei die Erlebnisse der beiden Kundschafter erzählen, drehte sich dann wieder auf die rechte Seite und – schlief abermals ein. Auch die anderen suchten nun ihre Lagerstätten auf, nachdem Unteroffizier Weber noch eine kurze Streife durch den Wald gemacht hatte, um sich zu überzeugen, daß man auch völlig sicher sei.

Als der Oberleutnant am Morgen erwachte, fühlte er sich wieder vollkommen frisch. Der Arm schmerzte nur sehr wenig, ein Beweis, daß der feste Verband sich bewährt hatte und keinerlei Entzündung hinzugetreten war. Der Vormittag verging mit allerlei kleinen Arbeiten für den „Haushalt“. Trepinski, der das Amt des Koches übernommen hatte, wollte heute sogar zwei Gerichte auf den Tisch bringen, Pilze und Specktunke und gekochtes Huhn. Als Nachtisch gab es zu den wirklich recht gut geratenen Speisen Pflaumenkompott, „die reine Schlemmerei“, wie der prinzliche Oberleutnant vergnügt erklärte.

Nachher zogen dann der Gefreite Hartock und Fritz Makull wieder auf Erkundung aus, kehrten aber bereits nach zwei Stunden heim, da es in der Gegend jetzt geradezu von Franzosen wimmelte und sie äußerst vorsichtig hatten sein müssen, um nicht abgefaßt zu werden. Auch heute hatte Hektor sich bei diesem Kundschaftergang vorzüglich bewährt, wofür er zur Belohnung ein paar Reste des Huhnes erhielt.

Der Gefreite war jedoch, was allen auffiel, nach der Rückkehr in die Grotte recht still und nachdenklich geworden. Irgend etwas mußte seine Gedanken ganz in Anspruch nehmen. Denn während die anderen plaudernd bei einander saßen und Trepinski und Weber aus ihren kurzen Holzpfeifen nicht gerade allzu wohlriechende Wolken des französischen Förstertabaks in die Luft steigen ließen, verhielt er sich völlig schweigsam. Und erst als der Prinz, der sich die Anrede „Durchlaucht“ sofort verbeten hatte, ihn nun geradezu fragte, ob er denn irgend welche Sorgen habe, entgegnete er zögernd:

„Sorgen wohl nicht, Herr Oberleutnant. Aber mir geht im Kopf beständig eine Idee herum, die sich leicht verwirklichen

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W. Belka: Die Versprengten. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1914, Seite 26. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Versprengten.pdf/27&oldid=- (Version vom 31.7.2018)