aller Kräfte, daß nun deutlich auf feindlicher Seite ein Abnehmen des Widerstandes sich durch Zurückgehen einzelner Abteilungen und Batterien kennzeichnete. In raschen Sprüngen Terrain gewinnend, arbeiteten die Deutschen sich unaufhaltsam an den Gegner näher heran, gingen schließlich auch hier und da mit lautem Hurra zum Bajonettangriff über.
Jedenfalls stimmte die Voraussage des Oberst vollkommen. Die Franzosen zogen sich einige 1200 Meter weit auf ihre Reserven zurück, die in gut vorbereiteten Schützengräben lagen. Hier kam der Kampf notwendig wieder zum Stocken. Und nun vollzog sich, wobei jede Deckung klug ausgenutzt wurde, das Loslösen der Division vom Feinde, eine Aufgabe, die mit zu den schwierigsten der großen Gefechts-Taktik gehört.
Nach dem unheimlichen Getöse des letzten Vorstoßes war jetzt eine Ruhepause eingetreten, die nur hin und wieder durch den Donner eines Geschützes und Gewehrgeknatter unterbrochen wurde. Beide Parteien schienen neue Kräfte zu sammeln; die eine um den eben errungenen Erfolg zu behaupten, die andere, um das aufgegebene Terrain zurückzugewinnen. Doch nur scheinbar wie gesagt war diese Ruhe.
In Wahrheit verzichteten die Deutschen auf eine Ausnutzung dieses geglückten Sturmanlaufes, und Kompagnie auf Kompagnie sammelte sich im Schutze eines Dorfes und marschierte ab, wobei sich schnell die Bataillone zusammenfanden, sich bald zu Regimentern in Marschkolonnen vereinigten und dem neuen Ziele zustrebten. Inzwischen hatte wieder das eine Infanterie-Regiment, dem die Aufgabe zugefallen war das Loslösen vom Gegner zu verschleiern, seine neuen Stellungen eingenommen, während die beiden zu dem gleichen Zweck bestimmten Batterien ihre Geschütze einzeln über die kilometerlange Linie verteilten.
Vor dem Dörfchen Cossenette[1], das jetzt nur noch einen rauchenden Trümmerhaufen bildete, lag am Rande einer Anhöhe der 1. Zug der 8. Kompagnie. Die [Leute][2] hatten sich, so gut es in der Eile ging, Schützenlöcher gegraben. Und ein paar ganz Gewitzte waren sogar in das Dorf geschlichen und schleppten Ziegelsteine herbei, um diese als Schutz vor sich aufzubauen.
W. Belka: Die Versprengten. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1914, Seite 5. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Versprengten.pdf/6&oldid=- (Version vom 31.7.2018)