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14. Der Brunnen mit dem Männlein.

Wie Jedermann weiß und sehen kann, ist das alte Wahrzeichen von Freiburg:

„Ein Münster ohne Dach,
Ueberall Brunnen und Bach.“

Was aber nur ältere Leute wissen, ist, daß es mit dem Brunnenmännlein eine eigene Bewandtniß hat. Es können’s Alle finden, die durch die Straßen gehen, Einheimische und Fremde, doch das ist vergeblich; denn am Tage ist das steinerne Männlein unscheinbar. Aber gehe in der heiligen Nacht, genau um zwölf Uhr hin, sage Niemanden etwas davon und halte den Athem an dich, vergiß aber nicht, einen ordentlichen Krug mitzunehmen; denn dann fließt aus dem Brunnen statt Wasser Wein, und wenn das nächste Jahr gut wird, ein köstlicher Eilfer, und das Männlein hält eine blühende Traube in der Hand. Gieb aber Acht, daß nicht Zwei zusammenkommen; denn sonst streiten sie schon in Gedanken um den Vorzug, und in diesem Falle bekommt Keiner etwas.

(H. Schr.)


15. Das Bild am Schwabenthor.

Ein reicher Bauer aus Schwaben hörte von der Schönheit Freiburg’s sprechen und beschloß, es sich zu kaufen. Zu diesem Ende lud er sein Geld in zwei Fässer, fuhr damit nach Freiburg und fragte: „Was kostet das Städtlein?“ Daß es tausendmal mehr werth sei, als sein Geld, setzte ihn in große Verwunderung; worüber ihn die Bürger tüchtig auslachten und noch mehr verspotteten, als die Fässer geöffnet wurden und darin, statt Geld, Sand zum Vorschein

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Heinrich Schreiber: Die Volkssagen der Stadt Freiburg im Breisgau. Franz Xaver Wrangler, Freiburg 1867, Seite 27. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Volkssagen_der_Stadt_Freiburg_im_Breisgau.djvu/33&oldid=- (Version vom 31.7.2018)