als man ihm eine Ader öffnete, war das Blut zu Eis erstarrt. Auch wurde ihm bei einem unvorsichtigen Anfassen ein Ohr abgebrochen.
Ein großer Schreck befiel die Mannschaft, und dieser steigerte sich zum Entsetzen, als wieder eine erfrorene Leiche gefunden wurde, darauf eine dritte, und dann gleich mehrere auf einmal. Im Laufe von einer halben Stunde waren auch die am Schüttelfrost Erkrankten gestorben und im warmen Bett erfroren. Die Kälte mußte, es war gar nicht anders denkbar, aus ihrem eigenen Körper herausgekommen sein, und so ging das fort und fort. Einer nach dem anderen erstarrte in Todeskälte, entweder am Gefühl des Frostes sterbend, oder mitten in der Bewegung, und jeder blieb in derselben Stellung, die er zuletzt eingenommen hatte.
Der letzte, der noch lebte, war der alte Bootsmann. Mit Grausen sah er sich von Gestalten umringt, die ebenfalls zu leben schienen und doch schon tot waren, Statuen aus Fleisch und gefrorenem Blut. Er sprach eben noch mit einem, da aber verstummte auch schon dessen Mund mitten im Wort, und der Mann, der vor einer Sekunde noch die Hand ausgestreckt gehalten hatte, erstarrte und blieb in dieser Stellung stehen.
Da verwandelte sich auch bei dem Bootsmann das Entsetzen in Schüttelfrost, und nach wenigen Minuten stand er ebenfalls als erfrorene Leiche da.
Das Weltallschiff aber setzte mit unverminderter Schnelligkeit seine Fahrt fort, zwischen seinen Wänden mehr als einhundertundfünfzig Leichenstatuen bergend, und von keiner Hand mehr gesteuert.
Wir wenden uns nun zu Richard.
Dieser, nicht minder erschrocken als alle übrigen, blickte zufällig gerade noch nach der großen, in vierundzwanzig Stunden geteilten Schiffsuhr, wobei er sich mit den Händen auf ein Geländer stützte, und wollte soeben einen alten Gelehrten anreden, ihm eine Meinung mitteilen und weiter gehen – da vermochte
Robert Kraft: Die Weltallschiffer. H. G. Münchmeyer, Dresden (1901), Seite 14. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Weltallschiffer.pdf/16&oldid=- (Version vom 31.7.2018)