Seite:Die Zauberinsel.pdf/49

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„So, so …“ – Wieder versank der blonde Mann in trübes Nachdenken. Dann winkte er dem Knaben zu und hieß ihn auf dem anderen Stuhle ihm gegenüber Platz nehmen.

„Diese Nacht wird wichtige Folgen haben“, begann er leise. „Ich will Dir zunächst ganz kurz die Geschichte meines Lebens erzählen. Vielleicht wird mir dann freier ums Herz. – Ich bin in Deutschland geboren und habe eine gute Erziehung genossen. Aber schon als Jüngling fühlte ich eine kaum zu bezähmende Genußsucht in mir. Ernste Arbeit war mir verhaßt. Nachdem ich einige leichtsinnige Streiche begangen hatte, schickte mein Vater mich zu einem Freunde nach Pernambuco, damit ich dort als Lehrling in dessen Bankgeschäft eintreten solle. Mehrere Jahre gelang es mir mit eiserner Energie, ein ordentliches, durch eine geregelte Tätigkeit ausgefülltes Leben zu führen. Inzwischen war ich bis zu der Stellung eines zweiten Kassierers aufgerückt. Aber gerade der stete Anblick größerer Geldsummen weckte wieder alle schlimmen Neigungen in mir. Ein wahres Fieber, möglichst schnell reich zu werden, um dann die Freuden des Daseins mit vollen Zügen genießen zu können, packte mich und ließ mich nicht mehr los. Ich begann heimlich mit meinen geringen Ersparnissen zu spekulieren und – verlor

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W. Belka: Die Zauberinsel. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1916, Seite 48. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Zauberinsel.pdf/49&oldid=- (Version vom 31.7.2018)