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Carl Wilhelm Otto August von Schindel: Die deutschen Schriftstellerinnen des neunzehnten Jahrhunderts, Zweiter Theil, M-Z

in einem Alter von 32 Jahren, hielt bei Sophiens Aeltern um ihre Hand an. Dem Geist seiner Vaterstadt gemäß, – er war aus Bologna, – wollte er sie zu großen Kenntnissen leiten und eine andere Laura Bassi aus ihr machen. Er war daher nicht nur bei allen ihren Lectionen zugegen, sondern nahm auch selbst den thätigsten Antheil an dem Geschäfte ihrer Bildung, indem er sie mit den besten Dichtern seiner Nation und mit den Denkwürdigkeiten Griechenlands und des alten und neuen Roms durch die besten Kupferstiche bekannt machte. Er fand eine so gelehrige und thätige Schülerin daß er oft mit Entzücken zu ihrer Mutter sprach: „O, Sophie ist ein Engel!“ und die liebevolle Mutter freute sich dann mit ihm über die schnellen Fortschritte ihres geliebten Kindes. Allein nicht lange sollte sie diese Freude genießen: denn im August 1748 betrauerte Sophie den Tod derselben, die im 33sten Jahre ihres Alters, viel zu früh für die Tochter, der sie zärtliche Mutter und gefühlvolle Freundin gewesen war, verstarb. Nach diesem Unglücksfall wünschte der Vater die Verbindung seiner Tochter mit Bianconi im nächsten Jahre vollzogen zu sehen. Er reiste daher mit demselben nach Italien, um selbst die Familie kennen zu lernen, in welche die Tochter gleich nach seiner Rückkehr eintreten sollte. Nachdem diese erfolgt war, – die Kinder waren indes nach Biberach geschickt worden, wo Sophie diese freundliche Stadt mit ihrer einfachen ländlichen Schönheit und ihren gutmüthigen Bewohnern, mehr als das prächtige Augsburg und seine Kunstgärten, lieb gewann – arbeitete man an den Artikeln des Ehevertrags,

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Carl Wilhelm Otto August von Schindel: Die deutschen Schriftstellerinnen des neunzehnten Jahrhunderts, Zweiter Theil, M-Z. F. A. Brockhaus, Leipzig 1825, Seite 183. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_deutschen_Schriftstellerinnen_(Schindel)_II_183.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)