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August von Schindel: Die deutschen Schriftstellerinnen des neunzehnten Jahrhunderts, Zweiter Theil, M-Z
Karoline Christiane Louise Rudolphi (Schindel)

das mitten in den Garten Gottes hinausschaute, dichtete sie selbst, schrieb gemüthliche Briefe, und da arbeitete sie auch ihr Gemälde der Erziehung aus; und so floß die Poesie ihres Lebens in diese schönen Bilder ein. Denn auch ihre Gedichte zeichnen sich durch Richtigkeit nicht nur im Denken und Sprechen, sondern auch durch Schönheit und Reichthum in Gedanken, Worten und Bildern, hin und wieder durch einen kühnen glücklichen Schwung, leichte Wendungen, eine blühende Phantasie und eine überall hervorleuchtende Gemüthlichkeit aus. – Herr Kirchenrath Schwarz hat der Verewigten in der Einleitung zu ihrem Gemälde der Erziehung ein sehr schönes Denkmal gestiftet, und der Verf. hat aus derselben in diesem Artikel das Hauptsächlichste wörtlich entlehnt, und hofft deshalb Entschuldigung, je mehr er es bedauert, daß seine Wünsche und auf gewisse Zusicherungen gegründeten Hoffnungen, über die frühere Lebensgeschichte dieser als Erzieherin und Dichterin gleich Liebenswürdigen ihres Geschlechts etwas mitgetheilt zu erhalten, unerfüllt blieben; gewiß sind zwei Stellen in ihrem Erziehungswerke ganz Schilderung ihres hohen Sinnes, Bd. 2. S. 131: „Entschiedener kann wohl niemand in seinem gewählten Lebensberufe den Ruf des Himmels empfinden, als deine Freundin.“ – und der Schlußgedanke ihres Werks: „Wer auch nur in Einer Seele das Göttliche hervorgerufen und zu Leben und That entzündet hat, dessen Verschwinden aus den blühenden Auen des Lebens ist kein wirkliches Sterben, und was er der Erde läßt, ist mehr als sie ihm geben oder vergelten konnten.“

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August von Schindel: Die deutschen Schriftstellerinnen des neunzehnten Jahrhunderts, Zweiter Theil, M-Z. F. A. Brockhaus, Leipzig 1825, Seite 232. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_deutschen_Schriftstellerinnen_(Schindel)_II_232.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)