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Carl Wilhelm Otto August von Schindel: Die deutschen Schriftstellerinnen des neunzehnten Jahrhunderts, Zweiter Theil, M-Z

Sie genaß und mußte sich des neugewonnenen Lebens freuen, da sie als Tochter und Schwester, durch ihrem Herzen eben so heilige als theure Pflichten an das Leben gebunden war: aber jeder Reiz des Lebens, jede Hoffnung auf Glück schien für sie erstorben, und nur durch die Prüfung vieler und schwerer Leiden erhielt sie zu dem Muth der Pflichttreue, der ihr geblieben war, auch die Freudigkeit des immer heitern Friedens wieder.

Durch ihre Natalie gewann die Verfasserin außer dem Mitgefühl vieler guten Menschen und einer ihr sehr wichtig und schätzbar gewordenen Freundschaft, die Theilnahme einer edlen deutschen Fürstin, der Erbgroßherzogin Karoline von Mecklenburg-Schwerin, geb. Prinzessin von Sachsen-Weimar. Die Huld und Großmuth dieser Fürstin sicherte Fanny eine Lage, in der sie es sich vergönnen durfte, einzig für die Pflege ihrer Mutter zu leben, die von einem unheilbaren Brustübel ergriffen, unter qualvollen Schmerzen langsam, mit geduldig frommer Ergebung am 9. December 1815 starb. Wenig Wochen nach dem Tode ihrer Mutter verlor sie auch ihre erhabene Beschützerin. – Sie war früher eine Zeit lang Erzieherin in der liebenswürdigen Familie des Landraths v. Oerzen auf Roggow in Mecklenburg-Schwerin gewesen. Nach dem Tode ihrer Mutter ging sie nach Petersburg, um dort ihre theuerste und liebste Jugendfreundin zu besuchen, und nach ihrer Rückkehr lebte sie abwechselnd in Lübeck und Hamburg, bis sie 1820 Dresden zu ihrem bleibenden Wohnort wählte. – Ihre Schriften und einzelnen Aufsätze zeichnen sich sehr vortheilhaft aus.

Empfohlene Zitierweise:
Carl Wilhelm Otto August von Schindel: Die deutschen Schriftstellerinnen des neunzehnten Jahrhunderts, Zweiter Theil, M-Z. F. A. Brockhaus, Leipzig 1825, Seite 358. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_deutschen_Schriftstellerinnen_(Schindel)_II_358.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)