Seite:Die kaiserlichen Privilegien der Universität Marburg - Eine academische Rede.pdf/21

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Regensburg nicht anwesenden Wortführern der Parteien keineswegs recht: Luther in Wittenberg, außerhalb der Hofluft und jener politischen Sphäre, die den Frieden so sehr wünschte, warnte unaufhörlich vor Hinterlist; sey auch der Kaiser mild gestimmt, von dem Einflusse eines Churfürsten von Mainz und Bayern, von der Arglist der Curie sey stets das Aergste zu fürchten: dieselbe Hartnäckigkeit theilte mit ihm auch der Churfürst von Sachsen, theilte schon den Verdacht, daß Melanchthon der evangelischen Sache zu Viel vergebe, ordnete eine gewisse Beaufsichtigung selbst seiner Person an, um ihn gegen fremde Einflüsterungen sicher zu stellen. Dasselbe wiederholte sich catholischer Seits, Bayern drängte geradezu zum Kriege, zur Ausrottung der Ketzerey; wiederholt wies der Kaiser auf die Unmöglichkeit des Krieges hin bey seinen erschöpften Cassen, bey der drohenden Gefahr von Frankreich und der Türkey; bald zog auch Eck sich von seinen Collegen zurück, warf ihnen zu große Nachgiebigkeit vor; von Rom erfolgten die bestimmtesten Weisungen, keine andern als unverfänglich catholische Sätze zuzulassen. Die schönsten Erwartungen des Friedens waren getäuscht; 27. April war das Gespräch zusammengetreten, am 22. Mai lösete es sich wieder auf.

So war also der eigentliche Plan des Kaisers wie des Landgrafen vereitelt; ein Frieden, wie die Politic ihn anrieth, war durch die größere Zähigkeit der Parteien, durch das Hervortreten der mehr theologischen Interessen unmöglich gemacht. Allein ihre persönlichen Beziehungen wurden dadurch nicht verändert, ja vielleicht nur noch enger geknüpft. Gerade weil zwischen den Parteien für jetzt kein Vertrag möglich war, gingen die beyden Fürsten denselben desto enger ein, als Denkmahl ihrer gegenseitigen Achtung, als Unterpfand für eine vielleicht bessere Zukunft. Landgraf Philipp verpflichtete sich in manchen Puncten dem Hause Burgund, entsagte jedem auswärtigen Bündniß: der Kaiser stand dafür nicht an, so weit er als Reichshaupt handeln konnte ohne alle Rücksicht auf die catholische Partei, dem Landgrafen