Seite:Die kaiserlichen Privilegien der Universität Marburg - Eine academische Rede.pdf/27

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Diese Seite wurde noch nicht korrekturgelesen. Allgemeine Hinweise dazu findest du auf dieser Seite.

seiner 1000jährigen Glorie sank dahin; aber die schönsten Juwelen, die einst in seiner Krone glänzten, sind aufbewahrt in Aller Herzen, der treue deutsche Sinn, der sich durch Einheit stark weiß, und bereit ist, Deutschlands Grenzen gegen jeden Fremdling mit starker Hand zu vertheidigen, sey es gegen Aufgang oder Niedergang. Daß dieser Sinn für Deutschlands Unverletztheit nicht untergegangen sey, als das alte Kaiserbanner dahinsank, hat die kaum verwichene Zeit bewährt. Als sich am westlichen Horizont ein Wetter zu bilden drohete, wie reichten da Deutschlands Herrscher einander die fürstliche Rechte, wie treu schaarte sich ihr Volk um sie her. Hätte es der Ausführung durch die That bedurft, wahrlich auch Philipps Volk, geschaart um Philipps Stamm und Erben seines Throns würde den in den Reihen deutscher Mannen ihm gebührenden Platz zu finden gewußt haben. Das Wetter hat sich zertheilt; aber als Gewinn bleibt in deutschen Herzen die Anfrischung einer Gesinnung zurück, die sich stark weiß in der Einheit deutscher Bruderstämme.

In diesem Sinne zu wirken und die vaterländische Jugend heranzubilden schwebe darum als Aufgabe auch unserer Universität vor bey dem Gedächtniß ihres glorreichen Stifters und der Sorgen und Mühen, die er aufbot, um ihr die geeignete Stellung zum deutschen Vaterlande zu erwirken: auf dem Boden der Kirche das fromme Festhalten an der ewigen Grundlage evangelischer Wahrheit, auf dem Boden des Staates das Bewahren des deutschen Sinnes, der treu ergeben dem angestammten Fürsten sich um ihn reihet, so um die Segnungen des Friedens aus seiner Hand zu empfangen, wie um seinem Rufe zu folgen, wenn es die ernste Entscheidung gälte.

In diesem Sinne begeht Philipps Stiftung auch den heutigen Tag, der an Philipps Stamm einst ein neues Reis erblühen ließ, unter dessen Schutze Vaterland und Hochschule sich sicher wissen. Dieß sind die Gefühle, womit unser Aller Herzen die heißesten Wünsche emporsenden zum Throne des Ewigen, daß er seines Seegens viel ausgieße