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 Wen überzeugt nicht dieser einzige Zug von ihrer Religiosität? – Sie ist fromm und gottesfürchtig, ohne bigott zu seyn; – aufgeklärt ohne Witzeley und religiöse Mode. – Sie ist evangelisch, und wohnt in einer katholischen Stadt; aber sie versäumt den Gottesdienst ihrer Kirche nicht, sie fährt alle Sonntage aus der Stadt weg auf ein benachbartes protestantisches Ort, und wenn sie dringende Notwendigkeit zurückhält, so vergißt sie nie zu Hause ihre gottesdienstlichen Übungen. – Zum Abendmahle geht sie gewöhnlich des Jahrs viermahl. – Gebet und häusliche Andacht ist für immer in ihre Tagordnung eingewebt. – Sie hat eine Moral und überhaupt ächten Christensinn. – Ihr Gemahl ist katholisch, ist es mit gewissem auffallendem Eifer, aber sie weiß sich so gut gegen ihn zu benehmen, daß nie Fehde unter ihnen ist. – Sie ist frey vom Sectirergeiste und von Proselytenmacherey. – Ihre Kinder werden alle vermöge der Ehepacten katholisch erzogen, – sie ist ihre Erzieherin, aber sie führt sie nie zu ihrer Religion an. – Sie ist überzeugt von ihrer Religion, aber nie hitzige Verfechterin der Meinungen. – Sie hängt treu der Lehre ihrer Kirche an, aber sie will sie nie andern aufzwingen. – Die Hauptsache der Religion besteht doch immer in innrer Herzensgüte, und in guten Handlungen. – Die Güte ihres Herzens ist vortrefflich, ist ausgezeichnet. – Heftige Bewegungen, Leidenschaften tyrannisiren

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Anonym: Die musterhafte Dame, kein Ideal in: Journal von und für Franken, Band 5. Raw, Nürnberg 1792, Seite 107. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_musterhafte_Dame,_kein_Ideal.pdf/11&oldid=- (Version vom 31.7.2018)