Seite:Dillenius Weinsberg 069.png

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nicht die leiseste Spur. Nur in einer Urkunde des Klosters Ebrach findet sich, daß der Würzburger Sprengel im 9. Jahrhundert in XII Archidiaconate getheilt gewesen seie, und daß das Vte aus den Kapiteln Weinsberg im Deutschorden’schen und Buchen im Mainzischen Gebiet bestanden habe (Bundschuh, Lexicon v. Franken. Würzburg). Würdtwein in s. subsid. diplom. spricht von einem Capitel Weinsberg, aber im VII. Archidiakonat, wozu unter Anderem gehörten Neuenstadt, Öhringen, Weinsberg, Heilbronn, Neuenstein, Lauffen, und von den jetzigen Bezirksorten: Bitzfeld, Walbach, Brettach, Schwabbach, Mainhard, U.-Hambach, Wüstenroth, Affaltrach, Löwenstein, Hohenriedt, Sulzbach, Ellhofen, Eberstadt, Hölzern. Hier erschiene also Weinsberg als Capitelsstadt im 9. Jahrhundert bedeutender, als das jetzt größere Lauffen, Öhringen, Heilbronn.

Was aber das Landbuch vom Jahr 1609, Msc. I., 342 von einer einst großen Stadt Weinsberg wissen will, welche in einer Fehde Herzog Heinrichs von Schwaben (1038–1045) zerstört und in der Folge nur kleiner wieder erbaut worden seie, wird durch keinerlei Urkunden bestättiget.

Der Name der Stadt (und Burg) Weinsberg tritt zum Erstenmal aus dem bisherigen geschichtlichen Dunkel an’s Licht bei der Schlacht und Belagerung vom Jahr 1140, wo „die Weibertreu fürgeloffen.“ S. oben Abschn. VI. p. 14. Stadt und Burg sind aber von Anfang her geschieden. Die Burg ist nach unserer oben p. 12 ausgesprochenen Vermuthung mit einer kleinen Ansiedlung unfreier Burgangehörigen zuerst entstanden. Nach und nach entstand dabei auch eine Niederlassung von freien Leuten, welche zwar von der Burg den Namen annahm, aber von den Burgherrn unabhängig war, wenn sie auch ihren Schutz suchte.

In dem denkwürdigen Jahr 1140 erscheinen Stadt und Burg als zusammengehörig, von Herzog Welf VI. als Calwisches Erbe (durch seine Gattin Uta), von K. Konrad III., als mit Pfalzgraf Gottfrieds von Calw Tode heimgefallenes Reichslehen in Anspruch genommen. Burg und Stadt wurden von K. Konrad mehrere Wochen belagert – von Martini an bis zur Schlacht bei Ellhofen am Thomastage – s. oben p. 16. Die geschlagenen Welf’schen wurden wieder in die feste Stadt (wie in die Burg) aufgenommen und die Chronik von Sanct Pantaleon, welche die Geschichte der Weibertreue berichtet (s. oben p. 16), spricht von der Stadt als urbs Welphonis ducis Bawariorum, welche Konrad III. vermöge Übereinkunft in seine Hand bekommen. S. übrigens die Erörterung oben p. 15 fgd.

Die von oftgedachtem Weinsberger Privilegienbuch berichtete Einäscherung und Schleifung der Stadt (s. p. 18) dürfte zweifelhaft sein, da es sich für Konrad mehr um Besitzergreifung handelte. Jedenfalls berichtet dasselbe Privilegienbuch:

„1144 durften die Herren von Weinsberg wieder bauen, doch kleiner in den Ringmauern.“

Und schon 1148 konnte das jetzt hohenstaufisch gewordene Weinsberg zum Ort der Zusammenkunft des Reichsverwesers K. Heinrich mit dem Abt von Corvey gewählt werden.

Während die Burg und Herrschaft Weinsberg in diesem Jahr 1140 von Konrad III. seinem Kämmerer Dietport zu Lehen gegeben wurde, erhielt die Stadt Weinsberg von dem Hohenstaufen Konrad IV. – 1237 bis 1254 – Rechte und Privilegien als freie Stadt. (Urkunde von K. Rudolph v. Habsburg v. 1287, wodurch Löwenstein dieselbe Rechte erhält, wie sie Weinsberg bisher gehabt.)